LEIPZIG (dpa-AFX) - Hohen Kosten für Rohstoffe und Energie haben den Biokraftstoffhersteller Verbio (ETR:VBKG) in den vergangenen Monaten zunehmend belastet. Zwar sorgten höhere Preise in Nordamerika für Biodiesel und -ethanol sowie eine leicht erhöhte Produktion für mehr Umsatz in den Monaten Januar bis März, aber die Profitabilität litt. Im wichtigen europäischen Markt sind die Absatzpreise nämlich seit Monaten rückläufig. Dabei spielen laut Verbio auch gefälschte Zertifikate aus China eine Rolle. Nachdem das Management bereits vor zwei Wochen die Jahresprognose gesenkt hatte, hatte sich die Talfahrt der Aktie beschleunigt, nun gab es einen Erholungsversuch.
Am Vormittag stand die im SDax gelistete Aktie zeitweise an die fünf Prozent im Plus, zuletzt waren es noch zweieinhalb Prozent. Seit dem Jahreswechsel steht aber ein Minus von mehr als 45 Prozent auf dem Kurszettel.
In den Monaten Januar bis März belief sich die operative Marge auf 9,7 Prozent, wie das Unternehmen am Donnerstag in Leipzig bei der Vorlage seiner Zahlen für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2022/2023 (bis Ende Juni) bekannt gab. Im vorangegangenen Jahresviertel war die Marge mit zehn Prozent noch etwas besser, aber auch da schon nicht vergleichbar mit der vor einem Jahr. Damals waren noch fast 30 Prozent als Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) vom Umsatz übriggeblieben. Damals hatte Krieg Russlands gegen die Ukraine die Preise für viele Rohstoffe stark nach oben getrieben.
Die Trends des zweiten Geschäftsquartals hätten sich nun fortgesetzt, hieß es nun am Donnerstag von den Leipzigern. Unterm Strich verdiente Verbio in seinem dritten Geschäftsquartal mit 22 Millionen Euro über 80 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Einer der Gründe für den Preisdruck ist laut Verbio-Chef Claus Sauter Biodieselimporte aus China, die - so der Verdacht von Experten - eigentlich gar kein Biodiesel sind. Dem Unternehmen zufolge gibt es Bestrebungen, EU-weite und nationale Lösungen zu entwickeln, um gegen den Missbrauch von Zertifikaten vorzugehen. Die Zertifizierungsstelle habe bereits fünf Zertifikate in den letzten Wochen entzogen, sagte Sauter. Er appellierte an die Mineralölunternehmen, ebenfalls zu reagieren und falsch klassifizierten Biodiesel auf Basis von Palmöl nicht mehr einzusetzen. Zudem hatte Sauter im Februar massive Importe von brasilianischem und US-Ethanol zu Dumpingpreisen moniert.
Im Geschäftsjahr strebt Verbio laut dem Ende April gesenkten Ausblick einen operativen Gewinn von 240 Millionen Euro an, womit er sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als halbieren würde. Nach neun Monaten stehen nun 213,5 Millionen Euro zu Buche. Zuvor hatte das Management 300 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Mitte 2022 waren die Absatzpreise noch auf einem höheren Niveau, sodass der Ergebnisrückgang im Gesamtjahr davon etwas abgeschwächt wird.