PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Trotz der immer wahrscheinlicheren Zinswende im Euroraum haben Europas Börsen am Montag an ihre Erholungsbewegung angeknüpft. Zwar bröckelten Gewinne im Tagesverlauf, nachdem sich EZB-Chefin Christine Lagarde zuversichtlich über eine Zinsanhebung im Juli geäußert hatte. Ein starker Handelsbeginn an den US-Börsen (ETR:SXR4) trieb dann aber auch die europäischen Märkte wieder an.
Der EuroStoxx 50 als Leitbarometer der Eurozone kletterte um 1,40 Prozent auf 3708,39 Punkte, nachdem er vergangene Woche Verluste hinnehmen musste. In Paris baute der Leitindex Cac 40 seine Gewinne im Tagesverlauf auf 1,17 Prozent aus und notierte bei 6358,74 Punkten. Noch besser lief es beim Londoner FTSE 100 , der um 1,67 Prozent auf 7513,44 Punkte anzog.
Insgesamt stehen die Börsen weiterhin unter dem Eindruck der hohen Inflation und einer drohenden Rezession. "Wenn die Stimmung an der Börse so wie jetzt extrem schlecht ist, reichen schon kleine positive Nachrichten, die Kurse wieder nach oben zu treiben", kommentierte Analyst Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Markets (LON:CMCX). Gemeint ist etwa die Erwägung von US-Präsident Joe Biden, von der Trump-Regierung eingeführte Strafzölle gegen China wieder aufzuheben. Dass die Erholungsbewegung von Dauer ist, glaubt Oldenburger allerdings nicht.
Dass die EZB am Montag erneut eine Zinswende ab Juli in Aussicht stellte, gab besonders den Banken Rückenwind. Mit einem Plus von 2,34 stellten sie den stärksten Sektor im Stoxx Europe 600 . Dicht gefolgt wurden sie von der Bergbaubranche , die um 2,33 Prozent zulegte. Der Öl- und Gassektor gewann 1,99 Prozent, auf den weiteren Plätzen folgten die Finanz- und die Tech-Branche .
Unter den Einzelwerten stach ING (AS:INGA) heraus, die wie andere Bankaktien (NASDAQ:KBWB) von der angekündigten Zinswende profitierten. Die Papiere des Instituts schnellten an der EuroStoxx-Spitze um 4,3 Prozent nach oben. Die Anteilsscheine des spanischen Instituts Banco Santander (BME:SAN) gewannen 3,9 Prozent.
Ebenfalls in Madrid zogen die Aktien von Siemens (ETR:SIEGn) Gamesa Aufmerksamkeit auf sich. Der Energietechnikkonzern Siemens Energy (ETR:ENR1n) will seine Windkrafttochter wie erwartet komplett übernehmen. Mit einem Angebot von 18,05 Euro je Aktie sollen die ausstehenden 32,9 Prozent erworben werden. Im Erfolgsfall will Siemens Energy die Tochter von der Börse nehmen und in den Konzern integrieren. Siemens Gamesa (BME:SGREN) sprangen daraufhin um gut sechs Prozent auf 17,79 Euro nach oben. Im Kielwasser dieser Nachricht ging es für die Papiere der dänischen Wettbewerberin Vestas (ETR:VWSB) um fast fünf Prozent hoch.