MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Chipindustriezulieferer Siltronic (ETR:WAFGn) blickt wegen der Euro-Schwäche und hoher Verkaufspreise optimistischer auf das laufende Jahr. "Wir erwarten auch im vierten Quartal eine starke Nachfrage nach Wafern mit 200 und 300 Millimetern Durchmesser", sagte Siltronic-Chef Christoph von Plotho laut Mitteilung vom Freitag. Bei diesen Produkten lief es im dritten Quartal weiter rund, während die Nachfrage nach Siliziumscheiben mit Durchmessern von 150 Millimetern und kleiner, aus denen Elektronikchips gefertigt werden, laut Unternehmensangaben leicht nachließ.
Während die konjunkturellen Ungewissheiten auf die Smartphone-Nachfrage drückten, PC-Verkäufe fielen und der Auftragseingang aus der Industrie sich verlangsame, sorgten die 5G-Mobilfunktechnik und der weiter zunehmende Elektronikanteil in Autos in diesen Bereichen für gute Geschäfte, hieß es weiter. Noch belasteten die wachsenden Unsicherheiten in einigen Endmärkten die Wafernachfrage allerdings nicht grundsätzlich, wenngleich einige Kunden nun erst einmal auf einen Abbau ihrer Lagerbestände setzen könnten.
Die Prognose erhöhte das Unternehmen dennoch. Die Erlöse sollen 2022 um 26 bis 30 Prozent steigen, nach bisher avisierten 21 bis 27 Prozent. 2021 hatte das Unternehmen 1,41 Milliarden Euro umgesetzt. Von den Erlösen sollen im laufenden Jahr 36 bis 38 Prozent als Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) hängen bleiben. Bisher stand eine Marge von 34 bis 37 Prozent im Plan.
Im abgelaufenen dritten Quartal steigerte das MDax -Unternehmen den Umsatz im Jahresvergleich um fast 28 Prozent auf 474 Millionen Euro und das operative Ergebnis kletterte um knapp 39 Prozent auf 170,5 Millionen Euro. Das entspricht einer Ebitda-Marge von 36 Prozent. Unter dem Strich verdiente Siltronic 109,9 Millionen Euro nach 73,6 Millionen vor einem Jahr. Damit wurden die Analystenschätzungen übertroffen.
Die Siltronic-Aktien legten im frühen Handel um 1,4 Prozent auf 64,85 Euro zu. Die Papiere knüpften damit an ihre jüngste Erholung an, nachdem sie Mitte Oktober noch bis auf 51,65 Euro gefallen waren - das tiefste Niveau seit März 2020.
Anfang des Jahres hatte das Scheitern der geplanten Übernahme von Siltronic durch den Chip-Zulieferer Globalwafers aus Taiwan den Aktien einen Schlag versetzt. Anschließend fielen sie im Sog einer generellen Schwäche von Tech-Aktien (NYSE:XLK) sowie der sich eintrübenden Konjunkturaussichten immer weiter. Die Übernahme scheiterte am Widerstand der Bundesregierung, die wohl Sorgen wegen eines möglichen Technologietransfers hatte. Europäische Staaten sind angesichts der globalen Spannungen bestrebt, die heimische Chipproduktion zu stärken, um Abhängigkeiten zu verringern.
Parallel zu den Bemühungen um einen Zusammenschluss der beiden Unternehmen hatte Siltronic aber auch den Ausbau der eigenen Produktionskapazitäten vorangetrieben, um den wachsenden Bedarf an Elektronikbauteilen bedienen zu können. Die Silizium-Wafer des Unternehmens werden von den Kunden zu Computer- und Elektronikchips weiterverarbeitet.
Das Unternehmen baut eine weitere Fabrik in Singapur. Dabei sollen bis Ende 2024 rund zwei Milliarden Euro investiert werden. Zudem wird der Produktionsstandort im sächsischen Freiberg um eine Ziehhalle für Siliziumkristalle erweitert. Beide Projekte liefen nach Plan, hieß es am Freitag. Aus Singapur sollen die ersten Lieferungen früh im Jahr 2024 erfolgen und in Freiberg seien die ersten Maschinen im dritten Quartal installiert worden.
Mit Blick auf die hohen Erdgaspreise infolge des Krieges von Russland gegen die Ukraine und eine drohende Gasknappheit will Siltronic an seinen deutschen Standorten unabhängig von dem Energieträger werden. In Freiberg soll binnen drei Monaten von Gas auf Öl umgestellte werden.