Die letzten Stunden haben geschlagen! Sparen Sie bis zu 50 % auf InvestingProJETZT ZUGREIFEN

Schwarz-Gelb will Gas-Fracking auch in Deutschland

Veröffentlicht am 10.02.2013, 14:18
Aktualisiert 10.02.2013, 14:20
BERLIN (dpa-AFX) - Ob sich Peter Altmaier und Philipp Rösler hier mal einigen können? Die Fraktionen von Union und FDP fordern von den beiden Bundesministern für Umwelt und Wirtschaft noch möglichst im Februar einen Gesetzesvorschlag für eine bundesweite Regelung der Gasförderung aus tiefen Gesteinsschichten. Die 'Schiefergaswende' in den USA mit stark gesunkenen Energiepreisen entfaltet Druck, auch in Deutschland neue Fördertechniken grundsätzlich zuzulassen - bisher fehlt den Ländern eine klare Handhabe hierzu. Ein Sprecher Altmaiers verspricht am Wochenende 'zügige Regelungsvorschläge' zu dem Thema.

Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus den CDU-Politikern Joachim Pfeiffer und Marie-Luise Dött sowie den FDP-Politikern Hermann Otto Solms und Michael Kauch, hatte den beiden Ministern am 1. Februar deutliche Forderungen übermittelt. Ihr Credo: Ja zum sogenannten Fracking, aber unter Auflagen. Es soll bei jeder neuen Bohrung eine verpflichtende Umweltverträglichkeitsprüfung geben, zudem müsse klar geregelt werden, was mit möglichen giftigen Rückflüssen passiert. Bohrungen in Wasserschutzgebieten sollen per se verboten werden.

Das Umweltbundesamt (UBA) hatte sich 2012 in einer umfassenden Studie sehr skeptisch gezeigt und auf Risiken im dicht besiedelten Deutschland verwiesen. Doch die Vorkommen im Gestein werden als so groß eingeschätzt, dass Deutschland damit 13 Jahre lang seinen Gasbedarf decken könnte. Allerdings sind 14 Prozent der Fläche in Deutschland laut UBA als Trinkwasserschutzgebiete ausgewiesen, so dass die Förderung am Ende nur auf Sparflamme stattfinden könnte.

Wegen großer Bedenken haben sich besonders in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen Bürgerinitiativen gegen Fracking gebildet. Sie fürchten eine Verseuchung des Trinkwassers mit giftigen Chemikalien. Auch Hessen, Thüringen, Sachsen-Anhalt oder Baden-Württemberg könnten als Fördergebiete infrage kommen. Die Bundesländer forderten die Bundesregierung gerade erst im Bundesrat auf, bis zur Klärung aller Risiken den Einsatz umweltgefährdender Stoffe zu verbieten.

Bei der neuen Fördertechnik wird mit hohem Druck unter Einsatz von Wasser, Sand und Chemikalien das Gestein so aufgebrochen, dass das Gas nach oben entweichen kann. In Deutschland wittert unter anderem ExxonMobil ein lukratives Geschäft. Längst werden Claims abgesteckt. Auch der Chemiekonzern BASF zeigt sich interessiert. Fracking an sich gibt es schon seit vielen Jahren, neu ist aber die Erschließung unkonventioneller Schiefergasvorkommen mit Horizontalbohrungen - und es gibt Sorgen um die Gefährlichkeit der neu eingesetzten Stoffe, um das Gestein großflächig aufzubrechen.

Doch wie realistisch ist ein Gesetz noch vor der Bundestagswahl am 22. September? SPD, Linke und Grüne sehen das Ganze kritisch und könnten einen Entwurf über den Bundesrat blockieren. SPD-Bundestagsfraktionsvize Ulrich Kelber wertet den neuen Vorstoß von CDU und FDP als 'brutalsten Wahlbetrug'. Und die Debatte um die unterirdische Kohlendioxid-Verpressung (CCS) hat gezeigt, wie schwer solche Vorhaben in Deutschland durchzusetzen sind. Auch aus Bayern kommt großer Widerstand. Umweltminister Marcel Huber (CSU) betont: 'Dabei werden grundwassergefährdende Substanzen in tiefe Gesteinsschichten eingebracht.' Das sei zu riskant. 'Solange diese Risiken bestehen, lehnt Bayern diese Technik grundsätzlich ab.'

Der FDP-Umweltpolitiker Michael Kauch mahnt dagegen im 'Spiegel': 'Wir können uns kein ideologisches Verbot leisten, weil Fracking Teil der Energieversorgung sein kann'. US-Botschafter Philipp Murphy betonte jüngst in Berlin: 'Die Schiefergasrevolution in den Vereinigten Staaten kann das Bruttoinlandsprodukt bis 2020 um zusätzliche zwei bis drei Prozent wachsen lassen.' Niedrige Energiepreise hätten zu einer Re-Industrialisierung geführt, da Hunderte Milliarden Dollar in der Chemie-, Stahl-, Aluminium-, Reifen- und Kunststoffindustrie investiert würden. Auch deutsche Konzerne sind elektrisiert von den neuen Standortvorteilen.

Doch wie hoch wird der Preis für die Umwelt sein? Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) - geschäftlich verbunden mit dem russischen Staatskonzern Gazprom - rät den Deutschen, Russland beim Erdgas lieber treu zu bleiben. Der 'Neuen Osnabrücker Zeitung' sagte er: 'Deutschland braucht Gas. Das können Sie sich ja nicht backen.' Aber die Vorstellung, im dicht besiedelten Mitteleuropa russisches Gas durch Fracking zu ersetzen, sei äußerst zweifelhaft. 'Versuchen Sie mal, eine Bohrgenehmigung unter Osnabrück zu erhalten, um da mit Chemie zu hantieren. Das wird nicht gelingen', meinte Schröder./ir/DP/edh

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.