BERLIN (dpa-AFX) - Umwelt- und Verkehrsverbände haben eine Kehrtwende bei der Verkehrsplanung in Deutschland gefordert. Die Planung sei noch nicht oder nicht im erforderlichen Ausmaß auf die Erreichung von Klimazielen ausgerichtet, heißt es in einer am Montag vorgestellten Studie des österreichischen Umweltbundesamtes. Diese wurde von den Umweltverbänden NABU, BUND sowie dem Verband Güterbahnen in Auftrag gegeben.
Die Verbände fordern einen Paradigmenwechsel. Mit Blick auf den Sanierungsstau bei Fernstraßen und Brücken sei der Neu- und Ausbau der Straße nicht sinnvoll. Genau den sehe der aktuelle Plan aber vor.
Der gültige Bundesverkehrswegeplan 2030 als wichtigstes Instrument zur Planung der Verkehrsinfrastruktur stammt aus dem Jahr 2016. Dabei geht es um die langfristige Planung von Aus- und Neubau, ebenso wie Erhalt und Erneuerung von Bundesfernstraßen, Schienenwegen und Wasserstraßen des Bundes. Der Plan wird alle zehn bis 15 Jahre vom Bundesverkehrsministerium erstellt. Derzeit läuft eine Überprüfung der sogenannten Bedarfspläne. Ein entsprechender Bericht, der Kostensteigerungen für Projekte in Milliardenhöhe beinhalten könnte, soll laut Ministerium bis Sommer an den Bundestag gehen.
In ihrem Koalitionsvertrag hatten SPD, Grüne und FDP angekündigt, auf Basis neuer Kriterien einen neuen "Bundesverkehrswege- und -mobilitätsplan 2040" auf den Weg zu bringen.
Die Verbände kritisierten, die Verkehrsplanungen seien zwischenzeitlich weder an die "dramatisch weiterentwickelten gesetzlichen Pflichten" noch an die politischen Vorgaben im Klimaschutz oder zum Schutz der Biodiversität angepasst worden. Der BUND-Verkehrsexperte Jens Hilgenberg verwies darauf, dass der Verkehrssektor nach Zahlen des Umweltbundesamtes auch im vergangenen Jahr Vorgaben für den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase verfehlt habe. Güterbahnen-Geschäftsführer Peter Westenberger kritisierte, in den vergangenen Jahren habe der Ausbau der Straße wesentlich höher gelegen als bei der Schiene.
Gefragt seien nun das Bundesverkehrsministerium und die Mitglieder des Bundestages, so die Verbände. Im Prozess der Bedarfsplanüberprüfung müssten Änderungen an der Infrastrukturplanung vorgenommen werden. Ein 2016 erstellter Plan 2030 könne nicht unverändert bleiben.