von Noreen Burke
Investing.com -- Im US-Wirtschaftskalender herrscht in der durch einen US-Feiertag verkürzten Handelswoche weitestgehend gähnende Leere, so dass die US-Erzeugerpreisinflation im Mittelpunkt des Geschehens stehen dürfte. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung werden jedoch möglicherweise mehr Aufmerksamkeit als sonst auf sich ziehen, nachdem die monatlichen Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Freitag deutlich hinter den Erwartungen des Marktes zurückblieben. Nach dem enttäuschenden Jobbericht für August stehen auch die Kommentare der Federal Reserve im Mittelpunkt. An den Börsen dürfte es dagegen weiter nach oben gehen, da die schlechten US-Beschäftigungsdaten die Gründe für eine rasche Reduzierung der Anleihekäufe in Frage stellen. Unterdessen wird erwartet, dass die Europäische Zentralbank auf ihrer Sitzung in dieser Woche über eine Verringerung der Stimulusmaßnahmen debattieren wird. Aus China rücken die Daten zum Außenhandel und zur Inflation in den Vordergrund. Hier finden Sie alles, was Sie wissen müssen, um gut informiert in die neue Handelswoche zu starten.
1. US-Konjunkturdaten
Die Erzeugerpreisdaten für August geben am Freitag Aufschluss darüber, wie sich der Inflationsdruck entwickelt, nachdem die Juli-Daten den stärksten Jahreszuwachs seit mehr als einem Jahrzehnt auswiesen, da die rasche wirtschaftliche Erholung zu einer Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage geführt hat.
Während die Fed angedeutet hat, dass sich die höheren Preise wahrscheinlich als vorübergehend erweisen werden, befürchten einige, dass der anhaltende Preisdruck die Fed dazu veranlassen könnte, der ultralaxen Geldpolitik schneller als erwartet ein Ende zu bereiten.
Die wöchentlichen Zahlen zu den Anträgen auf Arbeitslosengeld, die am Donnerstag auf der Agenda stehen, werden ebenfalls genau beobachtet, nachdem das Arbeitsministerium am Freitag berichtet hatte, dass die Wirtschaft im August lediglich 235.000 neue Arbeitsplätze geschaffen hat, was weit unter den Schätzungen der Ökonomen von 750.000 neuen Jobs lag.
Das Einstellungstempo im Freizeit- und Gaststättengewerbe ist angesichts des Wiederaufflammens der Corona-Pandemie ins Stocken geraten. Die Arbeitslosenquote sank jedoch von 5,4 % im Juli auf 5,2 %, und das Beschäftigungswachstum im Juli wurde deutlich nach oben korrigiert, was auf eine im Wesentlichen gesunde Wirtschaft hindeutet.
2. Federal Reserve
Die Marktteilnehmer halten nach dem enttäuschenden Arbeitsmarktbericht vom Freitag Ausschau nach neuen Hinweisen der Fed-Vertreter hinsichtlich einer Reduzierung der Anleihekäufe.
Der Arbeitsmarkt stellt für die Fed nach wie vor den wichtigsten Gradmesser dar. Ihr Vorsitzender Jerome Powell hat letzte Woche angedeutet, dass das Erreichen der Vollbeschäftigung eine Voraussetzung dafür ist, dass die Zentralbank ihre Anleihekäufe reduziert.
Der Präsident der New Yorker Fed John Williams, der als enger Vertrauter Powells gilt, spricht am Mittwoch auf einer Veranstaltung zu den Wirtschaftsaussichten. Auch der Präsident der Dallas Fed Robert Kaplan hält am Mittwoch eine Rede.
Für Donnerstag ist eine weitere Rede Kaplans geplant. Außerdem werden am Donnerstag der Präsident der Chicago Fed Charles Evans, der Präsident der Boston Fed Eric Rosengren und der Präsident der Minneapolis Fed Neel Kashkari sprechen.
3. Aktienmarkt
Die US-Märkte bleiben am Montag wegen des Feiertags Labor Day geschlossen, weshalb die Handelsaktivität vor der Rückkehr der amerikanischen Händler aus dem langen Wochenende voraussichtlich geringer als üblich ausfallen wird.
Der Nasdaq beendete den Freitag auf einem neuen Rekordhoch, während die beiden anderen wichtigen Aktienindizes zurückfielen, nachdem schwache Arbeitsmarktzahlen Sorgen hinsichtlich des Tempos der wirtschaftlichen Erholung aufkommen ließen, aber die Argumente für eine Reduzierung der quantitativen Lockerung in diesem Monat abschwächten.
Mit Spannung beobachten die Anleger auch die Quartalsergebnisse des Videospielhändlers GameStop (NYSE:GME), dessen turbulente Berg- und Talfahrt an der Börse in diesem Jahr die Begeisterung der Kleinanleger für so genannte Meme-Aktien ins Rampenlicht gerückt hat, die nach Ansicht mancher ein Zeichen für irrationalen Überschwang an den Märkten sind.
4. EZB-Sitzung
Die EZB tagt am Donnerstag vor dem Hintergrund der Forderung mehrerer hawkisher Zentralbanker, das Programm zum Ankauf von Wertpapieren aus der Pandemie-Ära angesichts des jüngsten Inflationsanstiegs zurückzufahren.
Mit 3% ist die Inflation im Euroraum auf ein Zehnjahreshoch gestiegen. Die EZB hat angedeutet, dass ein Anstieg der Inflation voraussichtlich nur vorübergehender Natur sei, aber einige konservative Währungspolitiker haben sich kürzlich von dieser Einschätzung distanziert.
Die Märkte reagieren allmählich auf die Gefahr einer anhaltend höheren Inflation in der Eurozone und weniger Stimulusmaßnahmen der EZB.
5. Daten aus China
Am Montag gibt es aus China die amtlichen Außenhandelsdaten für August, denen am Mittwoch auch Zahlen zur Verbraucher- und Erzeugerpreisinflation für letzten Monat folgen werden.
Die Berichte folgen auf eine Reihe schwacher Wirtschaftsdaten, die erkennen ließen, dass die Erholung in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt aufgrund der Eindämmungsmaßnahmen gegen die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus an Fahrt verliert.
Das Aktivitätsniveau im chinesischen Dienstleistungssektor ist im August stark eingebrochen, wie eine private Umfrage am Freitag ergab, und eine ähnliche Umfrage aus dem verarbeitenden Gewerbe zeigte, dass die Aktivität im letzten Monat zum ersten Mal seit fast anderthalb Jahren zurückgegangen ist.
Wegen der Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit hoffen die Marktteilnehmer, dass Peking neue Konjunkturmaßnahmen ergreifen wird, um das Wachstum wieder anzukurbeln.
-- Dieser Report entstand unter Mitwirkung von Reuters.