Investing.com – Die Welt befindet sich wieder einmal am Rande eines wirtschaftlichen Kollapses, wie es bereits 2008 mit der Finanzkrise und der Pandemie 2020 der Fall war. Doch während damals mit einer geschickten Finanzpolitik und den Zentralbank-Gelddruckmaschinen eine tiefgreifende Depression abgewendet werden konnte, sieht es diesmal ganz anders aus.
Noch befinden wir uns in einer Phase der trügerischen Ruhe vor dem großen Sturm, denn an den Aktienmärkten ist von dem, was vor uns liegt, bislang nicht viel zu spüren.
Es brodelt zwar weltweit an verschiedenen Stellen, aber die Investoren haben sich daran gewöhnt, dass man selbst mit riskantesten Wetten nicht verlieren kann, weil koordinierte weltweite Maßnahmen der Zentralbanken Schlimmeres verhindern werden.
Aber dieses verleugnen der wirtschaftlichen Realität wird dazu führen, dass die Anleger einen bitteren Preis bezahlen werden. Denn diesmal wird sie keiner retten, wie Charles Hugh Smith schrieb.
Der Grund, warum jede Zentralbank und jede Regierung allein dasteht, ist einfach. In den Jahren 2008 und 2020 hatte man jeweils das gleiche Problem und eine ähnliche Ausgangsbasis. Somit bestand bei allen Beteiligten ein Interesse an einer gemeinsamen Lösung.
Doch heute ist das anders, wie Smith erklärt. Jedes Land kämpft seine eigene Schlacht gegen Inflation und Deflation. Hinzu kommt, dass die geopolitischen Interessen eine größere Rolle spielen und die alten Feindbilder aufpoliert wurden.
Russland will sich die Ukraine unterwerfen, China hat Taiwan im Visier, Japan beobachtet mit Sorge die russisch/chinesischen Militärübungen vor der eigenen Küste und der ungarische Ultranationalist Kostadin Kostadinow ließ sich auf dem AFD-Parteitag feiern, als er davon sprach, dass Deutschland bald seinen "rechtmäßigen Platz als Großmacht einnimmt, und das nicht nur in Europa".
Unabhängigkeit und territoriale Expansion haben Hochkonjunktur. Jede Nation versucht mehr, als je zuvor ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Bündnisse entstehen vor allem dann, wenn man sich selbst den größten Vorteil davon verspricht, oder aber den gemeinsamen Feind schwächt.
Smith verweist zudem darauf, dass EZB, Fed & Co mit ihrem Latein am Ende sind. Denn sie kennen nur zwei Tricks, um ein kränkelndes Wirtschaftswachstum anzukurbeln – Zinsen senken und Geld drucken. Dies funktioniert aber nicht, wenn die Inflation wie derzeit alles andere als unter Kontrolle ist.
Und so werden sie dazu verdammt sein, der wirtschaftlichen Talfahrt tatenlos zuzusehen.
Für sie ist das genauso wenig ein Problem wie für die Regierungen, denn als Grund für Arbeitslosigkeit und Inflation können sie auf mindestens einen Angriffskrieg, Schwierigkeiten in der Lieferkette und Handelskriege verweisen.
Die bevorstehende Bereinigung des Marktes ist jedoch auch eine große Chance für diejenigen, welche die Zeichen erkennen und entsprechend handeln.
Der Finanzblogger Michael Snyder zog in einem seiner Artikel Parallelen zu den Verwerfungen von 2008, denn damals wie heute gerät der Immobilienmarkt ins Trudeln. Die Verkäufe brechen ein und die Preise sinken. Ein klares Zeichen für den bevorstehenden Abschwung.
Der Milliardär Michael Burry hat bereits 1,6 Milliarden Dollar (90 Prozent seines Portfolios) darauf gesetzt, dass es an den Finanzmärkten zu einem Crash kommt. Burry wettete schon 2008 auf den Absturz der Märkte und machte damit ein Vermögen. Diese Geschichte scheint sich zu wiederholen.
In den USA erreichten die Hypothekenzinsen in der vergangenen Woche mit 7,09 Prozent ihren höchsten Stand seit über 20 Jahren. Gleichzeitig sind immer mehr Menschen gezwungen ihre Häuser zu verkaufen und so führt das alte Spiel aus Angebot und Nachfrage zu einem sich beschleunigenden Preisverfall.
Die Inflation bringt Menschen in die missliche Lage, dass sie ihre Rechnungen nicht mehr begleichen können und die Zahl der säumigen Hypothekenzahler steigt. Fitch Ratings warnte bereits, dass Dutzende US-Banken kurz vor einer Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit stehen, selbst JPMorgan (NYSE:JPM) Chase.
Und das ist erst die Spitze dies Eisbergs, wie Snyder schrieb.
In China zeichnet sich ein ähnliches Problem ab, denn selbst die staatlichen Immobiliengesellschaften verkünden Verluste. Und das in einem Land, in dem die wirtschaftliche Situation politisch schöngerechnet wird.
Es wurde verboten, das Wort Deflation zu verwenden und die Veröffentlichung von Daten zur Jugendarbeitslosigkeit wurde eingestellt.
Der Leiter des Hedgefonds-Vertriebs bei Goldman Sachs (NYSE:GS), Tony Pasquariello, warnte bereits, dass die Wachstumsängste in China eine globale Risikoaversion auslösen.
Bisher ist das Ausmaß der Diskrepanz zwischen den offiziellen chinesischen Zahlen und der Realität nur den wenigsten bewusst. Angeblich sind die Preise für neue und bestehende Häuser ausgehend von ihren Hochs nur um -2,4 Prozent und -6 Prozent gefallen.
Bloomberg und hiesige Immobilienmakler sprechen aber von Preisrückgängen von bis zu -25 Prozent. Selbst in den Spitzenstädten ging es bis jetzt um -15 Prozent mit den Preisen bergab.
Der große Unterschied ergibt sich aus der Erhebung der Daten, denn die offiziellen Zahlen beruhen auf Umfragen und keinen echten Transaktionspreisen.
Damit drohen in beiden der weltweit größten Volkswirtschaften die Immobilienblasen zu platzen, was sich zwangsläufig wie ein Strohfeuer auf andere Vermögensblasen auswirkt. Und jede der beiden Großmächte würde nichts lieber sehen, als wenn beim Klassenfeind die Blase platzt – ungeachtet dessen, dass solch ein Ereignis den eigenen Markt mit in den Abgrund zieht.
Doch die Märkte ignorieren das, sie vertrauen Blindlinks darauf, dass ihnen die Gelddruckmaschinen zu Hilfe eilen.
Wenn dieses Vertrauen der Verzweiflung weicht, dann gibt es auf dem Weg nach unten kein Halten mehr.
Die Finanzwelt kann die Probleme der Realwirtschaft nicht mehr lösen. Denn die bisherige Dauerlösung, die Nachfrage durch einen immer größer werdenden Schuldenberg zu stimulieren, hat ausgedient.
Der Traum einer Nullzinspolitik bei niedriger Inflation ist endgültig ausgeträumt und mit ihm die illusorische Jagd nach immer neuen Allzeithochs von DAX, Nasdaq, CAC 40, Dow Jones, S&P 500 ...