Investing.com – Nach der Veröffentlichung der US-Inflationsdaten nahm die ehemalige Fed-Vorsitzende und aktuell amtierende US-Finanzministerin Janet Yellen das Ruder in die Hand. Sie erklärte in aller Öffentlichkeit, dass es absolut keinen Grund gibt, warum die Inflation nicht auf das Ziel der Zentralbank sinken werde.
Der Rabobank-Analyst Michael Every ging vor der Veröffentlichung der Fed-Zinsprognosen (Dot-Plot) noch davon aus, dass sich der FOMC von dieser Steilvorlage nicht leiten lassen wird. Zu offensichtlich wäre es, dass die Zentralbank im Rahmen der 2024 bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen zu einer Marionette der Politik verkommt. Zudem befindet sich das von der Fed bevorzugte Maß für die Inflation, der Kerndienstleistungsindex, mit 5,28 % auf einem viel zu hohen Niveau.
Die Realität sah jedoch anders aus, denn die FOMC-Mitglieder hoben ihre bisherigen Erwartungen für zwei Zinssenkungen im Jahr 2024 auf nunmehr drei an, was an den Aktienmärkten zu Freudentänzen führte.
Die Reedereien waren ohnehin schon positiv eingestellt. Sie prognostizieren für 2024 einen Aufschwung des internationalen Handels, während in Neuseeland die Immobilienpreise auf Jahresbasis schon wieder um 12,2 % gestiegen sind. Every sagt dazu:
"Nicht auszudenken, in welch verrückte Situation wir geraten, wenn die Fed die Zinsen wirklich deutlich senkt. Andererseits ist genau das der Grund, weshalb bestimmte Leute sich zu Spekulationen hinreißen lassen."
Doch selbst ohne die offensichtlich politisch getriebenen Zinssenkungserwartungen der Fed sind die Inflationsaussichten miserabel. Dass die jemenitischen Houthis im Roten Meer Schiffe angreifen, haben viele, wenn überhaupt, nur als Randnotiz mitbekommen. Doch das hat bereits gereicht, um die Versicherungsprämien für die Route um knapp 200 % steigen zu lassen, von 0,07 % des Ladungswertes auf 0,2 %, so Every.
Derartige Herausforderungen sollten genauso wenig ignoriert werden wie die Tatsache, dass die Kommunistische Partei Chinas der Wirtschaft für 2024 ihre Unterstützung zusagte – Business as usual ist völlig unangebracht. Was der Westen aus Sicht von Every benötigt, ist eine langfristige Strategie, und mit dieser Meinung steht er nicht allein.
Es gibt einen überparteilichen Kongressausschuss, der sich mit den wettbewerbstechnischen Herausforderungen gegenüber China befasst. Dieser veröffentlichte am 12. Dezember ein 53-seitiges Strategiepapier unter dem Titel "Reset, Prevent, Build". Die Finanzmärkte haben sich damit bisher nicht auseinandergesetzt, warum auch, sie sind noch nicht einmal in der Lage, sich mit den Details des Inflationsberichts zu beschäftigen, so das harte Urteil des Rabobank-Analysten.
Doch den Inhalt dieser 53 Seiten sollte jeder kennen, der am Finanzmarkt investiert und nicht nur kurzfristig spekuliert. Laut diesem Paper wird es den Freihandel, von dem die globale Wirtschaft und die Aktienmärkte über Jahrzehnte profitierten, in Zukunft nicht mehr geben. Die USA, als Weltmacht, droht immer weiter in die Bedeutungslosigkeit abzurutschen und das kann nur durch entschiedenes Handeln verhindert werden.
In diesem Punkt sind sich Demokraten und Republikaner einig. Nur die Einführung von Zöllen kann den wirtschaftlichen Einfluss wiederherstellen.
Unter der Präsidentschaft von Donald Trump wurde ein erster Handelskrieg entfacht, indem verlangt wurde, dass China mehr amerikanische Agrarimporte zulässt, um das Handelsdefizit zu verringern. Aber das, was in "Reset, Prevent, Build" gefordert wird, geht weit über das hinaus – der Freihandel muss ein Ende haben.
Die Abhängigkeit von China ist nicht mehr gewollt und die Politik ist bereit, die damit verbundenen Konsequenzen in Kauf zu nehmen. Bereits jetzt sieht man sich nach alternativen Exportmärkten um, denn man ist sich bewusst, dass China auf die neuen Zölle mit Vergeltungsmaßnahmen reagieren wird.
Das Zollgesetz von 1930 soll dahin gehend geändert werden, dass die Schwelle für zollfreie Importe in die USA gesenkt wird. Privatpersonen werden so daran gehindert, zollfrei chinesische Billigwaren zu bestellen. In der EU arbeitet man an einem ähnlichen Ansatz, nachdem über Shopping-Apps wie Temu & Co immer mehr Geld nach China abfließt und die Produzenten und Einzelhändler vor Ort das Nachsehen haben.
Die neue Strategie wird die Finanzmärkte aber nicht nur indirekt, sondern direkt treffen. US-Konzerne sollen ihre Risiken im Zusammenhang mit China offenlegen. US-Investoren müssen ihre chinesischen Beteiligungen innerhalb einer Übergangsfrist von einem Jahr veräußern, während der Transfer von US-Technologie weiter erschwert wird, indem chinesische Investitionen in die USA unterbunden werden.
Das ist der grobe Fahrplan für die wirtschaftliche Zukunft, vom Freihandel und sprudelnden Gewinnen hin zu hermetisch abgeschirmten, ideologischen Handelsblöcken.
Am Ende des Tages geht es doch nicht um die Aktienmärkte, auch wenn das in einem Wahljahr für den amtierenden Präsidenten hilfreich ist. Doch Demokraten und Republikanern geht es gleichermaßen darum, die Vormachtstellung der USA sicherzustellen, und da ist es egal, welches Lager den Präsidenten stellt. Jeder Dollar, der nach China fließt, schwächt die eigene Macht und stärkt den Gegner. Ein Zustand, der beendet werden muss.
Every kommt zu dem Fazit, dass das die Welt verändern wird, und zwar in eine Richtung, die Zinssenkungen und die damit verbundenen sprudelnden Aktiengewinne nicht mehr zulässt.
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