Investing.com - Der EUR/USD hat sich nach der Berg und Talfahrt vom Vortag mit dem FOMC-Sitzungsprotokoll zurück über die psychologisch wichtige Marke von 1,17 Dollar erholt. Neben der Eskalation im Handelskonflikt zwischen China und den USA steht auch der offizielle US-Arbeitsmarktbericht (US-NFP) im Fokus.
Handelskrieg belastet US-Dollar
Der Handelskrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften auf der ganzen Welt ist am Freitagmorgen eskaliert. So sind die US-Zölle auf chinesische Waren im Wert von 34 Milliarden Dollar am Freitag in Kraft getreten. Chinas Reaktion ließ nicht sehr lange auf sich waren: das Land der Mitte schlug in gleichem Maße zurück. China warf den Amerikanern zudem vor, gegen weltweit geltende Regeln zu verstoßen und damit den "größten Handelskrieg der Wirtschaftsgeschichte" angestoßen zu haben.
Deutsche Produktion überrascht im Mai positiv
Gute Konjunkturdaten aus Deutschland haben indes die Gemeinschaftswährung gestützt. So haben die deutschen Unternehmen (Industrie, Bau und Versorger) ihre Produktion im Mai um 2,6 Prozent hochgefahren, teilte das Bundeswirtschaftsministerium am Freitag mit. Volkswirte hatten nur mit einem Wert von gut 0,3 Prozent gerechnet.
FOMC-Sitzungsprotokoll: Hawkish, Teilnehmer warnen aber vor Risiken
Laut dem gestern Abend veröffentlichten Sitzungsprotokolls des FOMC tendiert die amerikanische Notenbank Fed zu einem steileren Zinspfad.
"Im Hinblick auf die mittelfristigen Aussichten für die Geldpolitik waren die Teilnehmer generell der Ansicht, dass es angesichts der bereits sehr starken Konjunktur und der mittelfristig zu erwartenden anhaltenden Inflationsrate von 2 Prozent angemessen wäre, das Zielband für die Federal Funds Rate bis 2019 oder 2020 weiter schrittweise auf ein Niveau anzuheben, das etwas über ihren Schätzungen des längerfristigen Niveaus liegt", hieß es in den Protokollen.
Die Wirtschaft sei sehr "stark", deshalb seien weitere Zinserhöhungen angemessen, um eine Überhitzung der Wirtschaft zu vermeiden.
"Einige Teilnehmer äußerten die Befürchtung, dass ein längerer Zeitraum, in dem die Wirtschaft über das Potenzial hinaus wachse, zu einem erhöhten Inflationsdruck oder zu finanziellen Ungleichgewichten führen könnte, die schließlich zu einem erheblichen Wirtschaftsabschwung führen könnten".
Besorgt äußerte sich die Fed außerdem über die protektionistischen Maßnahmen von US-Präsident Donald Trump. Risiken und Nebenwirkungen der neuen Handelspolitik seien ein Konjunkturabschwung in Europa und ein Crash der Währungen der Emerging Markets.
"Viele Teilnehmer sahen potenzielle Abwärtsrisiken für Wirtschaftswachstum und Inflation im Zusammenhang mit der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung in Europa und einigen EMEs".
Einige Teilnehmer äußerten sich zudem besorgt über eine inverse Zinsstrukturkurve, die ein erhöhtes Rezessionsrisiko in den USA signalisiert. Gemeint ist hier der Spread zwischen der 2-jährigen und der 10-jährigen US-Rendite.
US-Nonfarm Payrolls im Fokus
Per Berichtsmonat Mai schuf die US-Wirtschaft 223.000 neue Stellen und damit mehr als von Volkswirten erwartet. In den zurückliegenden 6 Monaten lag das durchschnittliche Jobwachstum bei 202.000. Hinweise auf einen Trendwechsel gibt es nicht. Das Stellenwachstum zeigt sich in allen Branchen solide. Das solide Stellenwachstum in den letzten Monaten sorgte dafür, dass die Arbeitslosenquote auf 3,8 Prozent im Mai sank. Andere Arbeitsmarktindikatoren signalisieren einen sehr engen Arbeitsmarkt. Die U-6-Arbeitslosenquote, zu der auch geringfügig Beschäftigte und Teilzeitbeschäftigte gehören, die Vollzeitstellen suchen, sank im vergangenen Monat auf 7,6 Prozent und markierte damit den niedrigsten Stand seit 2001.
Die Vorlaufindikatoren wie die ISM-Beschäftigungskomponente, der ADP-Beschäftigungsaufbau und die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe signalisieren einen weiter soliden Arbeitsmarkt. Volkswirte rechnen mit einem Stellenaufbau im Juni von 200.000. Aufgrund des Handelskrieges zwischen den USA und China sind die Risiken aber etwas nach unten gerichtet.
Die Arbeitslosenquote könnte unterdessen um 0,1 Prozent auf 3,9 Prozent steigen, sollte die Erwerbsbeteiligungsquote klettern. Die durchschnittlichen Stundenlöhne könnten laut Experten um 0,3 Prozent im Monatsvergleich steigen, was die Jahresrate auf 2,8 Prozent befördern dürfte.
Da sich die Löhne allmählich auf hohem Niveau stabilisieren, sollte der Fokus der Marktteilnehmer heute auf dem Stellenwachstum liegen. Sollte dieses enttäuschen, was eine Folge der Handelsspannungen wäre, so sollten sich Anleger auf einen schwächeren US-Dollar einstellen. Im Umkehrschluss könnte das den EUR/USD unterstützen.
EUR/USD - Technische Analyse
Aus Sicht der Markttechnik hält sich im EUR/USD aktuell die Waage zwischen Bulle und Bär. Robert Zach von Investing.com schreibt in seinem Marktkommentar: "Das Paar hat im vergangenen Monat einen klassischen Doji in der Monatskerze ausgebildet. Ein Doji spiegelt of Unsicherheit im Kursverlauf wider. Ein klares Kauf- bzw. Verkaufssignal würde damit erst ertönen, wenn die Range des Doji nach oben oder unten verlassen wird. Diese Spanne liegt aktuell zwischen 1,1853 auf der Ober- und 1,1509 Dollar auf der Unterseite".