FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Verbleib Schottlands als Teil Großbritanniens hat am Freitag den deutschen Aktienmarkt angetrieben. Der Dax F:DAX stieg am Mittag um 0,82 Prozent auf 9878,78 Punkte. Am Donnerstag hatte bereits die Hoffnung auf eine Fortsetzung der aktienfreundlichen US-Geldpolitik das Börsenbarometer angetrieben, so dass der Leitindex auf ein Wochenplus von mehr als zwei Prozent hinsteuert. Für den MDax F:MDAX ging es zuletzt um 0,72 Prozent auf 16 366,18 Punkte hoch und der TecDax F:TDXP gewann 0,79 Prozent auf 1259,61 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 F:SX5E zog um 0,77 Prozent an und der britische Leitindex FTSE 100 (ISE:UKX) rückte um 0,76 Prozent vor.
Nach Auszählung aller Stimmbezirke in Schottland steht das Endergebnis des mit Spannung erwarteten Referendums fest: 55,3 Prozent stimmten für den Verbleib des Landes im Vereinigten Königreich. 2,0 Millionen Wähler sagten am Donnerstag "Nein" auf die Frage, ob Schottland unabhängig werden soll, 1,6 Millionen stimmten mit "Ja".
Zwar hätten die jüngsten Meinungsumfragen bereits auf einen Sieg der Abspaltungsgegner hingedeutet, sagte Händler Markus Huber vom Broker Peregrine & Black. Dennoch sei die Unsicherheit nun vom Tisch und das sei positiv für die Aktienmärkte. Zudem könnte der klare Sieg der "Nein"-Kampagne andere Unabhängigkeitsbewegungen innerhalb Europas davon abhalten, in naher Zukunft ebenfalls Referenden anzustreben.
'HEXENSABBAT' IM FOKUS
Darüber hinaus ist an diesem Freitag wieder "Hexensabbat": An diesem Tag laufen Terminkontrakte auf Aktien und Indizes an den Terminbörsen aus. Von diesem "großen Verfall" sprechen Börsianer dann, wenn der letzte Handelstag aller vier Derivate-Typen, also der Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien, auf den gleichen Tag fällt. Infolgedessen können die Aktienkurse auch ohne aktuelle Nachrichten stark schwanken.
Größter Verlierer im Dax waren Aktien von SAP F:SAP, die um 2,79 Prozent auf 58,22 Euro fielen. Der Softwarekonzern plant einen weiteren Milliardenzukauf, um sein wachsendes Cloud-Geschäft auszubauen. SAP will Concur F:CNQR, einen US-Anbieter von Firmensoftware für Reisemanagement und Reisekostenabwicklung, für rund 6,5 Milliarden Euro (8,3 Milliarden US-Dollar) übernehmen. Es wäre die teuerste Übernahme in der Geschichte des Unternehmens. Bernstein-Analyst Mark Moerdler beschrieb den Zukauf als "wirklich große Wette". Damit setze SAP-Chef McDermott in der Cloud auf eine aggressivere Strategie als die Rivalen in der Softwarebranche.
DEUTSCHE BANK LEGEN NACH PRESSEBERICHT ZU
Anteilsscheine der Deutschen Bank F:DBK hingegen profitierten mit plus 1,52 Prozent von einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ), wonach Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) das Trennbankengesetz entschärfen und Banken damit mehr Freiraum für Spekulationsgeschäfte im eigenen Haus geben will. Zudem steigt am Abend das Gewicht der Titel im Dax. Grund dafür ist die jüngste Kapitalerhöhung des deutschen Branchenprimus. Die Aktien der Deutschen Telekom F:DTE waren mit einem Gewinn von 2,83 Prozent der Spitzenreiter im Dax. Die US-Bank Citigroup hatte die Papiere zum Kauf empfohlen.
Aktien des ehemaligen TecDax-Mitglieds Singulus F:SNG jedoch brachen um mehr als 14 Prozent ein. Das Maschinenbauunternehmen korrigierte am Vorabend seine Erwartungen für das Gesamtjahr. Begründet wurde dies damit, dass keine größeren Investitionen für Blu-ray Disc Produktionsanlagen geplant seien und sich im Segment Solar die weiteren Auftragseingänge verzögern. Die im MDax notierten Papiere von Südzucker F:SZU schließlich verloren am Indexende rund 1 Prozent. Die Tochter Cropenergies F:CE2 sieht wegen des Preisverfalls bei Bioethanol keine Chance mehr auf schwarze Zahlen in diesem Geschäftsjahr. Deren Titel verloren knapp 4 Prozent.
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---