Investing.com - Der japanische Yen hat sich im asiatischen Handel heute auf den stärksten Stand gegenüber dem US-Dollar seit über einem Monat erholt. Grund dafür sind unerwartet hohe Inflationsdaten aus Tokio, die Spekulationen über eine Zinserhöhung durch die Bank of Japan (BoJ) im Dezember deutlich befeuert haben.
Das Währungspaar USD/JPY fiel um rund 1 % auf 150,01 Yen und erreichte damit den niedrigsten Stand seit Ende Oktober. Dieser Rückgang wurde durch die Veröffentlichung des Verbraucherpreisindexes für Tokio ausgelöst, der die Markterwartungen deutlich übertraf. Als Frühindikator für die landesweite Inflation deutet der starke Anstieg darauf hin, dass die BoJ in den kommenden Monaten einen restriktiveren Kurs einschlagen könnte.
Einer Reuters-Umfrage zufolge erwarten viele Marktteilnehmer eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte im Dezember. Auch BoJ-Gouverneur Kazuo Ueda hatte kürzlich signalisiert, dass die Zentralbank angesichts eines „positiven Kreislaufs“ aus höheren Löhnen und stabiler Inflation weiter an der geldpolitischen Straffung arbeiten könnte.
„Die Beschleunigung der Inflation, kombiniert mit einer soliden wirtschaftlichen Erholung, erhöht die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinserhöhung durch die BoJ im Dezember“, so Analysten der ING (AS:INGA) in einer Mitteilung.
Sollte es im Dezember tatsächlich zu einer Anhebung kommen, wäre dies die dritte Zinserhöhung der BoJ in diesem Jahr. Nachdem die Zentralbank ein Jahrzehnt negativer Zinspolitik hinter sich gelassen hat, wurden die bisherigen Schritte von einem starken Anstieg der Löhne begleitet, der sowohl die Inflation als auch den privaten Konsum stützt.
Analysten der UBS (SIX:UBSG) sehen in einer kürzlich veröffentlichten Prognose weiteres Potenzial für Lohnsteigerungen in Japan bis 2025. Dies könnte die BoJ dazu veranlassen, auch über 2024 hinaus die Zinsen zu erhöhen. Zudem erwarten die Experten, dass die Zentralbank Maßnahmen ergreifen wird, um den Yen zu stützen, der im November durch einen starken US-Dollar erheblich unter Druck geraten war.
Die japanischen Aktienmärkte reagieren indes verhalten auf die gestiegenen Zinserwartungen. Der Nikkei 225 gab um 0,7 % nach, während der TOPIX 0,6 % verlor. Anleger fürchten, dass höhere Zinsen die Investitionsdynamik in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt bremsen könnten.