FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Euro hat am Montag einen Großteil seiner Gewinne nach der ersten Runde der Frankreich-Wahl wieder eingebüßt. Die Gemeinschaftswährung kostete am Montagnachmittag 1,0723 US-Dollar und damit nur noch geringfügig mehr als im frühen asiatischen Geschäft. Im Verlauf war sie zwischenzeitlich auf den höchsten Stand seit Mitte Juni geklettert. Händler begründeten die anfänglichen Euro-Gewinne damit, dass der Vorsprung der Rechtsnationalen nicht so groß ausgefallen sei wie erwartet. Allerdings bleibt die Lage bis zur zweiten Runde der französischen Parlamentswahlen noch unklar, sodass am Devisenmarkt zuletzt wieder etwas Ernüchterung einkehrte.
Der Euro war vergangene Woche wegen der hohen Unsicherheit vor der Wahl deutlich unter 1,07 Dollar gefallen. Zu Wochenbeginn setzte die Europäische Zentralbank den Referenzkurs auf 1,0745 (Freitag: 1,0705) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9307 (0,9341) Euro.
In Frankreich kämpfen Rechtsnationale und bürgerliche Parteien nach der ersten Runde der Parlamentswahl um die Macht im Land. Marine Le Pens Rassemblement National (RN) hofft nach ihrem erwartungsgemäßen Erstrundensieg, die absolute Mehrheit in der Nationalversammlung zu holen und so an die Regierung zu kommen. Ihr Vorsprung ist aber weniger deutlich ausgefallen als befürchtet.
"Obwohl der RN die erste Runde der französischen Parlamentswahlen gewonnen hat, bleiben das Ergebnis der zweiten Runde am 7. Juli und das Ausmaß, in dem der RN die französische Innenpolitik beeinflussen könnte, weitgehend offen", kommentierte Chefökonom Holger Schmieding von der Berenberg Bank. Von der Dekabank hieß es, das Wahlresultat dürfte von den Märkten mit Erleichterung aufgenommen werden.
Präsident Emmanuel Macron und das linke Lager werden versuchen, ihren Sieg mit einer gemeinsamen Front bei den Stichwahlen am 7. Juli zu verhindern. Sowohl aus dem Linksbündnis als auch von Macrons Partei hieß es, man werde in den Wahlkreisen, in denen man auf dem dritten Platz gelandet sei, zugunsten der Kandidaten zurücktreten, die in der Lage sind, das Rassemblement National zu schlagen.
Angesichts dieser Gemengelage gerieten Konjunkturdaten in den Hintergrund. In Deutschland sank die Inflation im Juni spürbar; allerdings sind Dienstleistungen weiterhin teuer. In den USA verschlechterte sich die Stimmung in der Industrie im Juni überraschend.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,84790 (0,84638) britische Pfund, 173,15 (171,94) japanische Yen und 0,9689 (0,9634) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 2325 Dollar gehandelt. Das waren etwa 2 Dollar weniger als am Freitag.