FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Euro hat am Dienstag nach Inflationsdaten aus Deutschland deutlich nachgegeben. Am Nachmittag wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0571 US-Dollar gehandelt. Im frühen Geschäft hatte sie noch zeitweise 1,0683 Dollar gekostet. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0545 (Montag: 1,0683) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9483 (0,9361) Euro.
Die Inflationsrate sank in Deutschland im Dezember von 10,0 Prozent im Vormonat auf 8,6 Prozent, wie am frühen Nachmittag bekannt wurde. Volkswirte hatten einen weniger deutlichen Rückgang auf 9,0 Prozent erwartet. Zuvor hatten bereits Daten zur Preisentwicklung aus sechs Bundesländern auf einen Rückgang der Inflationsrate in Deutschland im Dezember hingedeutet und so den Euro im frühen Handel belastet. Zuletzt hatte sich auch die Inflationsdynamik in Spanien abgeschwächt.
Eine in der Eurozone insgesamt nachlassende Inflation könnte den Druck auf die EZB verringern, die Leitzinsen weiter deutlich anzuheben. Die Daten für den gesamten Währungsraum werden an diesem Freitag veröffentlicht. Steigende Zinsen machen eine Währung für Anleger tendenziell attraktiver.
Ein rasches Ende der Zinserhöhungen erwartet Jörg Zeuner, Chefvolkswirt von Union Investment, jedoch noch nicht. "Für die Europäische Zentralbank gibt es trotzdem viel zu tun", heißt es in einem Kommentar. "Aufgrund des anhaltend hohen absoluten Inflationsniveaus und der hartnäckig hohen Kerninflation wird sie noch bis weit in den Frühling hinein an ihrem geldpolitischen Straffungskurs festhalten." Bei der Kerninflation werden schwankungsanfällige Größen wie Energie und Lebensmittel herausgerechnet.
Zu den Gewinnern am Devisenmarkt zählte der japanische Yen, der zu anderen wichtigen Währungen zulegte. Im Handel mit dem US-Dollar erreichte der Yen den höchsten Stand seit vergangenen Juni. Hintergrund für die Yen-Stärke sind andauernde Marktspekulationen, dass die japanische Notenbank von ihrer extrem lockeren Geldpolitik abrücken könnte.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,88048 (0,88630) britische Pfund, 137,93 (139,62) japanische Yen und 0,9879 (0,9873) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1830 Dollar gehandelt. Das waren etwa 6 Dollar mehr als am Freitag. Am Montag war Gold in London nicht gehandelt worden.