Investing.com - Der Dollar erreichte heute ein 6-Monats-Hoch gegenüber ausgewählten Währungen. Auch die Renditen von US-Staatsanleihen erklommen nach der Warnung der US-Notenbank, dass die Zinsen in den USA noch länger hoch bleiben werden, neue Höchststände.
Der Dollar-Index und der Dollar-Index-Future stiegen im europäischen Handel um jeweils rund 0,4 % auf den höchsten Stand seit Anfang März. Zuvor hatte Fed-Chef Jerome Powell mindestens eine weitere Zinserhöhung in diesem Jahr in Aussicht gestellt.
Während die Fed ihren Leitzins gestern unverändert beließ, sagte Powell, dass die Fed die Zinsen 2024 angesichts des jüngsten Anstiegs der US-Inflation in geringerem Umfang als erwartet senken werde. Powells Äußerungen überraschten die Märkte, die auf eine deutlichere geldpolitische Lockerung im nächsten Jahr gehofft hatten.
Seine Aussagen lösten starke Zuflüsse in den Dollar und Abflüsse aus Staatsanleihen aus. Das hat dazu geführt, dass die Renditen für 10-jährige Staatsanleihen auf ein 15-Jahres-Hoch gestiegen sind, während die Renditen für 2-jährige Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit Anfang 2001 geklettert sind.
Der hawkishe Ausblick der Fed kommt daher, dass die Inflation in den USA in den letzten beiden Monaten wieder angezogen hat und sich damit der Abwärtstrend vom Jahresanfang umgekehrt hat. In Verbindung mit den Anzeichen für einen starken Arbeitsmarkt und eine robuste US-Wirtschaft verschaffen die aktuellen Daten der US-Notenbank aber mehr Spielraum für eine weitere Zinsanhebung.
Die Zinsen in den USA werden jetzt bei 5,1 % im nächsten Jahr gesehen, was auf nur zwei Zinssenkungen im Jahr 2024 hindeutet. Ursprünglich war der Markt von mindestens vier Senkungen ausgegangen.
Die Fed geht aber nach wie vor davon aus, dass die US-Wirtschaft in diesem Jahr einer Rezession entgehen wird. Verbraucherausgaben und Arbeitsmarktdaten seien relativ stabil. Beide Faktoren bergen jedoch auch größere Aufwärtsrisiken für die Inflation.
Einige Analysten äußerten jedoch die Hoffnung, dass die Fed nur über einen begrenzten Spielraum für weitere Zinserhöhungen verfügen wird.
„Die Sorge besteht darin, dass die wirtschaftliche Abschwächung zu weit gehen könnte (wie von einigen Vertretern im FOMC-Protokoll vom Juli hervorgehoben) und die Wahrscheinlichkeit einer Rezession erhöhen könnte. Angesichts dieses Risikos und der ermutigenden Anzeichen bei der Kerninflation und den Arbeitskosten sind wir der Meinung, dass die Daten die Argumente für eine Zinserhöhung im November oder Dezember allmählich abschwächt“, schrieben die Analysten der ING Bank (AS:INGA) in einem Kommentar.
Trotz der hawkishen Botschaften zeigt der Fed-Funds-Future, dass die Märkte nur eine etwa 30%ige Chance auf eine Zinserhöhung im November und Dezember sehen.