Von Peter Nurse
Investing.com - Der US-Dollar hat sich am Montag im frühen europäischen Handel gut behauptet und notiert nur knapp unter seinem 20-Jahres-Hoch. Aufgrund der Sorge vor einer Verlangsamung der Weltwirtschaft und zunehmender geopolitischer Spannungen flüchteten sich die Händler zuletzt vermehrt in diesen sicheren Hafen.
Gegen 09.15 Uhr MEZ notierte der Dollar Index, der den Greenback gegenüber einem Korb aus sechs anderen Währungen abbildet, weitgehend unverändert bei 104,597, nachdem er am Freitag kurzzeitig die Marke von 105 überschritten hatte, den höchsten Stand seit Dezember 2002.
Gründe für den starken Dollar sind die Sorge um die Fähigkeit der US-Notenbank, die hohe Inflation ohne eine Rezession in den Griff zu bekommen, die Angst vor einer Verlangsamung des Wachstums infolge des Ukraine-Kriegs sowie die wirtschaftlichen Auswirkungen der chinesischen Lockdown-Maßnahmen zur Eindämmung des jüngsten COVID-19-Ausbruchs.
Goldman Sachs (NYSE:GS) schürte zusätzliche Zweifel am US-Wachstum in diesem Jahr. Wegen der Turbulenzen an den Finanzmärkten infolge der Straffung der Geldpolitik durch die Federal Reserve senkte die Investmentbank ihre Prognosen.
Die Bank rechnet nun mit einem Wirtschaftswachstum von 2,4 % in diesem Jahr und 1,6 % im Jahr 2023, nach zuvor 2,6 % und 2,2 %.
Enttäuschende Daten aus China nährten die Sorge vor einer weltweiten Konjunkturabkühlung. Die Einzelhandelsumsätze fielen im April um 11,1 % und damit fast doppelt so stark wie prognostiziert, während die Industrieproduktion um 2,9 % sank, statt wie erwartet leicht zu steigen. Hier zeigt sich der große Schaden, den die COVID-Lockdowns der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt zufügen.
Die andauernden geopolitischen Spannungen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine steigern ebenfalls die Nachfrage nach dem Dollar. Am Wochenende hatten sich Finnland und Schweden für einen Beitritt zur Nordatlantikpakt-Organisation ausgesprochen.
Moskau hat immer wieder vor den möglichen Folgen eines solchen Schrittes gewarnt, insbesondere im Falle des an Russland grenzenden Finnlands, was die Spannungen noch verstärken dürfte.
"Die Bedenken des Marktes hinsichtlich der Kombination aus der Straffung der Fed und der erwarteten globalen Verlangsamung sprechen weiterhin für Volatilität und Instabilität bei Risikoanlagen", so die Analysten der ING (AS:INGA) in einer Notiz. "Letztlich dürfte dies viele Anleger motivieren, Dollar-Dips zu kaufen."
Der EUR/USD fiel um 0,1 % auf 1,0406 und notierte damit nur knapp über dem am Donnerstag mit 1,0354 registrierten Tiefststand seit Anfang 2017, während der USD/JPY um 0,2 % auf 128,94 sank und sich damit vom Tief der vergangenen Woche bei 131,35 erholte.
Für den GBP/USD ging es um 0,1 % auf 1,2243 nach unten. In der Vorwoche war das Cable bis auf 1,2156 gefallen, nachdem die BIP-Zahlen zum ersten Quartal schwächer ausgefallen waren als erwartet.
Am Mittwoch werden in Großbritannien neue Inflationsdaten veröffentlicht. Volkswirte erwarten, dass die Verbraucherpreise im April im Jahresvergleich auf 9,1 % gestiegen sind. Dies wäre der größte Anstieg der Jahresteuerung seit 1980 und die höchste Inflationsrate seit 1982.
Der USD/CNY legte um 0,1 % auf 6,7975 zu und der AUD/USD fiel um 0,7% auf 0,6892. Sowohl der Yuan als auch der australische Dollar litten unter den schwächer als erwartet ausgefallenen chinesischen Daten für April.