Droht dem US-Dollar der Verlust des Status als Weltreservewährung?

Veröffentlicht am 24.08.2020, 16:01
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Investing.com - Viele Analysten gehen davon aus, dass sich der Verfall des Dollars für den Rest des Jahres 2020 fortsetzen wird. Eine Gefahr für den Status als führende Weltreservewährung sehen sie darin jedoch nicht.

Jonas Goltermann, Chefvolkswirt des Londoner Forschungsunternehmens Capital Economics, bezeichnete Spekulationen über das Ende des Dollars als Weltleitwährung und Weltreservewährung Nummer eins als "stark übertrieben".

Der sinkende Dollar habe den Rückgang des Anteils des Dollars an den weltweiten Devisenreserven in den letzten Jahren deutlich gemacht. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds fiel der Anteil des Dollars an den gesamten Weltreserven von 64,7% im ersten Quartal 2017 auf etwa 62% im ersten Quartal 2020. Im letzten Quartal des Jahres 2019 erreichte er mit 60,9% einen vorläufigen Tiefststand.

Goltermann sagte jedoch, dass der Rückgang des Dollar-Index seit März auf andere Gründe als auf den Status der Reservewährung zurückzuführen sei, darunter niedrige Zinssätze und Maßnahmen Europas zur Ankurbelung der Wirtschaft. Letzteres hat zu einer "signifikanten" Rotation in den Euro geführt.

Die europäische Gemeinschaftswährung hat seit Mitte Mai um etwas mehr als 9,5% gegenüber dem US-Dollar an Wert hinzugewonnen. Zur gleichen Zeit ist der US-Dollar-Index, der den Wert des US-Dollars gegenüber einem ausgewählten Währungskorb aus sechs Währungen vergleicht, um 7,5% gefallen.

Tatsächlich glaubt Goltermann, dass die Coronavirus-Krise die Rolle des Dollars als globale Leitwährung "gestärkt" habe. Er weist darauf hin, dass der Dollar im März, als sich die Pandemie in den Vereinigten Staaten, Europa und anderswo ausbreitete, sprunghaft angestiegen ist, als die Nachfrage nach sicheren Häfen zunahm.

"Vielleicht noch wichtiger ist, dass es keine eindeutige Alternative zum Dollar gibt", fügte Goltermann hinzu. "Die beiden nächstgrößten Volkswirtschaften, die Eurozone und China, sind beide kleiner als die USA, und der Euro (wegen seines immer noch fragilen politischen Fundaments) und der Renminbi (wegen der Kapitalverkehrskontrollen und des einheitlichen politischen Systems Chinas) weisen als Reservewährungen erhebliche Defizite auf".

Auch Sven Schubert, Chief Investment Strategist bei Vontobel Asset Management in Europa, betonte, dass der Yuan und der Euro die beiden attraktivsten Alternativen für die kommenden Jahrzehnte seien.

Aber noch ist keiner von beiden ein "geeigneter Kandidat", sagte er. Schubert fügte hinzu, dass derzeit rund 50% der globalen Handelsverträge in US-Dollar abgeschlossen werden, "obwohl die USA nur einen Anteil von circa 12% des Welthandels ausmachen, was ein Zeichen für die Dominanz des USD ist".

"Die Tiefe des US-Finanzmarktes ist unerreicht, Zentralbanken ziehen es immer noch vor, die Mehrheit ihrer Reserven in US-Dollar zu halten, die wichtigsten Rohstoffe weltweit werden in US-Dollar gehandelt und die Währung der meisten globalen Handelsverträge ist der US-Dollar oder der Euro", so Schubert.

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