Investing.com - Der EUR/USD musste seine jüngste Erholungsbewegung abbrechen und rutschte zurück unter 1,1350 Dollar. Auslöser dafür sind zum einen die schleppenden Brexit-Verhandlungen und zum anderen US-Zinssorgen. Auch der Etatstreit mit Italien hängt wie ein Damoklesschwert über den Euro.
Der EUR/USD (zum Chart) handelte zuletzt mit einem Kursabschlag von 0,23 Prozent auf 1,1338 Dollar. Zur Wochenmitte handelte der Euro noch kurzzeitig auf 1,1500 Dollar, konnte das Niveau aber nicht halten und gab gestern deutlich nach.
Auf die Anlegerstimmung drücken vor allem die schleppenden Brexit-Verhandlungen. So laufen immer wieder Gerüchte und Spekulationen über den Ticker, wonach eine Einigung am Ende des Monats erzielt werden könnte, aber echte Fortschritte konnten weder Brüssel noch London genau benennen.
Gestern beließ die US-Notenbank Fed zwar ihren Leitzins in einem Korridor von 2,00 bis 2,25 Prozent, gab aber Hinweise auf einen weiteren Zinsschritt um 25 Basispunkte im Dezember. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt gemäß der Investing.com FedWatch bei mehr als 75 Prozent.
Jonas Goltermann von der ING-Bank schrieb in einer Kundennotiz, die Fed habe ihre Einschätzung der Unternehmensinvestitionen hochgestuft. „Das spiegelt sich auch in den Zahlen für das dritte Quartal wider“, so der Marktanalyst. „Auf mich macht es den Eindruck, als ob die Währungshüter sehr zufrieden damit sind, wie sich die Wirtschaft entwickelt und deshalb werden sie wahrscheinlich auch am Kurs der graduellen Zinserhöhungen festhalten“, fuhr er fort.
Der US-Dollar legte nach der gestrigen Fed-Zinsentscheidung auf breiter Front zu. Zuletzt handelte der US-Dollar-Index (zum Chart) auf 96,69 Punkten und damit 0,15 Prozent im Plus. Sowohl die Zinsen am kurzen als auch am langen Ende der Kurve steigen spürbar.
Zwischen Rom und Brüssel herrscht dagegen weiter Eiszeit. Kritik der EU-Vertreter an den Haushaltsplänen Italiens perlt ab. Noch bis Dienstag hat die italienische Regierung Zeit, der EU-Kommission einen neuen Etatentwurf vorzulegen.
Die jüngsten Entwicklungen rund um Italien ließen auch die hiesige Rendite wieder steigen. Das zehnjährige Zinspapier kletterte auf 3,447 Prozent und legte damit um mehr als 1 Prozent zu. Der Spread zwischen deutschen Bundesanleihen und den italienischen Pendants weitete sich wieder auf über 300 Basispunkte aus und belastet damit den EUR/USD.
Im Fokus der Marktteilnehmer dürften heute noch Zahlen zu den Erzeugerpreisen aus den USA stehen. Volkswirte rechnen damit, dass die Jahresrate von 2,6 Prozent auf 2,5 Prozent sinkt. Zudem wird noch das Verbrauchervertrauen gemäß Uni Michigan veröffentlicht. FOMC-Mitglied Quarles wird sich am Nachmittag zur US-Geldpolitik äußern.
Aus charttechnischer Sicht erwartet Karen Jones von der Commerzbank (DE:CBKG) nun einen Rückfall auf die Marke von 1,1301/00 Dollar. „Der EUR/USD scheiterte an einem Sprung über den sechswöchigen Abwärtstrend und deshalb erwarten wir einen Re-Test von 1,1301/00 Dollar und dann 1,1261 Dollar“, sagte sie in einer Kundennotiz.
Für das britische Pfund im Verhältnis zum US-Dollar ging abwärts. Auf Tagessicht verlor der GBP/USD (zum Chart) 0,43 Prozent auf 1,3006 Dollar.
Der USD/JPY (zum Chart) sank und handelte zuletzt auf 113,80 und damit 0,20 Prozent im Minus.
Der USD/CHF (zum Chart) legte oberhalb der Parität weiter zu und gewann 0,20 Prozent auf 1,0080.
Lesen Sie auch:
- Das Ende einer Ära: Die Dollar-Dominanz schwindet
- EUR/USD technischer Tagesausblick: Charttechnisches K.O?
Geschrieben von Robert Zach