Von Peter Nurse
Investing.com -- Der Dollar ist im europäischen Frühhandel am Donnerstag gestiegen und kletterte auf Niveaus, die seit etwa zwei Monaten nicht mehr beobachtet wurden, nachdem die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) die Märkte mit einer hawkishen Wende überraschte und ihren Zeitplan für die Anhebung der Zinsen auf 2023 vorverlegte.
Gegen 08.55 Uhr wurde der Dollar Index, der die Stärke des Greenbacks gegenüber einem Korb aus sechs anderen Währungen misst, um 0,2% höher bei 91,418 gehandelt, nachdem er über Nacht um fast 1% gestiegen war - der größte Tagesanstieg seit März letzten Jahres.
Der USD/JPY stand 0,1% im Plus auf 110,75, knapp unter dem kürzlich erreichten Hoch von 110,83. Der EUR/USD gab um 0,1% auf 1,1986 ab, nachdem er über Nacht um über 1% gefallen war. Es handelte sich dabei um den größten Rückgang seit April 2020. Der GBP/USD notierte unverändert bei 1,3987 und der AUD/USD legte um 0,1% auf 0,7617 zu. Zuvor hatte er mit 0,7598 den tiefsten Stand seit dem 7. Mai erreicht.
Die US-Notenbank Fed beendete am Mittwoch ihre zweitägige Sitzung und überraschte niemanden mit der Beibehaltung des aktuellen Zinsniveaus und der monatlichen Anleihekäufe.
Der Schock kam jedoch mit den neuen Projektionen, in denen 11 von 18 Entscheidungsträgern der Zentralbank zwei Zinserhöhungen um 25 Basispunkte im Jahr 2023 in Aussicht stellten - ein Jahr früher als erwartet und eine deutliche Veränderung im Vergleich zur vorherigen Sitzung, als keiner dieser Vertreter eine Anhebung in diesem Jahr vorsah.
Angesichts der hohen Inflation und der schnellen Erholung der Wirtschaft von den Belastungen durch die Pandemie hatte der Markt erwartet, dass die Fed einen Zeitplan für das Zurückfahren ihres massiven Anleihekaufprogramms diskutieren würde. Aber diese hawkishe Wende überraschte.
Die Rendite der 10-jährigen Treasury-Anleihen stand nach ihrer Rallye auf 1,5940% von einem Tiefstand von 1,4820% am Mittwoch bei 1,581%.
"Da der so genannte 'smarteste Markt' der Welt eine schnellere und aggressivere Anhebung der Zinsen erwartet, könnten die Auswirkungen dieser Fed-Sitzung alle Märkte in den kommenden Tagen und Wochen weiter beschäftigen", sagte Matthew Weller, Global Head of Market Research bei GAIN Capital.
Die einzige Leitwährung, die der Dollar-Rallye trotzen konnte, war der neuseeländische Dollar, der um 0,4% auf 0,7076 stieg, nachdem das Bruttoinlandsprodukt des Landes im ersten Quartal um 1,6% im Vergleich zum Vorquartal gestiegen war.
Der Wachstumsclip lag deutlich über den erwarteten 0,5%. Ein boomender Immobilienmarkt machte den Zusammenbruch des Tourismussektors im Zuge der Grenzschließungen des Landes wett.
Der USD/BRL rührte sich kaum von der Stelle und notierte bei 5,0556, nachdem die brasilianische Zentralbank am Mittwoch beschlossen hatte, ihren Leitzins wie erwartet um 75 Basispunkte auf 4,25% anzuheben. Grund für den Zinsschritt ist die grassierende Inflation, mit der das Land in Südamerika zu kämpfen hat.
Am Donnerstag stehen noch weitere Zentralbank-Sitzungen auf der Agenda, darunter die Treffen der Schweizerischen Nationalbank, der Norges Bank und der Türkischen Zentralbank, die jeweils über die Geldpolitik entscheiden.
Die SNB dürfte ihren Leitzins auf -0,75% belassen, da die Inflation kein Thema ist, während die norwegische Zentralbank ihren Einlagensatz voraussichtlich bei null halten wird, aber aufgrund der sich erholenden Produktion in dem nordeuropäischen Land eine Anhebung andeuten dürfte. In der Türkei werden keine Änderungen erwartet.