BERLIN (dpa-AFX) - Stromverbraucher könnten künftig im Zuge des teuren Netzausbaus entlastet werden. Kosten für den Ausbau der Stromnetze könnten zeitlich gestreckt werden - dafür sprach sich am Freitag Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) aus. In einem Papier des Ministeriums heißt es, mit einem "Amortisationskonto" ließen sich die Kosten für Investitionen in den Netzausbau auf aktuelle und zukünftige Nutzer wesentlich gleichmäßiger verteilen.
Beim Aufbau eines Wasserstoff-Netzes ist ein solches Amortisationskonto bereits geplant. Dort werden Netzentgelte am Anfang gedeckelt und bis 2055 geschoben, wie es Habeck sagte. Für den Fall, dass sich der Aufbau von Netzen nicht refinanziert habe, gebe es eine Art Ausgleichsgarantie des Staates dafür, dass die Infrastruktur vorgehalten worden sei.
Auch die Stromnetze würden für die nächsten 40 oder 50 Jahre gebaut. "Wir bauen die im Grunde für die nächste Generation, vielleicht für die nächsten zwei Generationen", sagte Habeck. Die Überlegung sei, ob die Lastenverteilung über Generationen hinweg gestreckt werden könne. "Das ist politisches Neuland." So müssten rechtliche Fragen geklärt werden.
Ausbau der Stromnetze kommt voran
Tausende Kilometer neue Leitungen sind notwendig, damit der vor allem im Norden produzierte Windstrom in große Verbrauchszentren im Süden gelangt. Das kostet viele Milliarden. Der Netzausbau kam lange nur langsam voran, Habeck sieht nun eine Trendwende. Laut Papier wurden 2023 viermal so viele Trassenkilometer genehmigt wie 2021. In diesem Jahr würden es noch einmal fast doppelt so viele sein. Die Zahl der in Bau gegangenen Trassenkilometer habe sich 2023 gegenüber 2021 verdoppelt. Für 2024 werde ein Zubau von rund 1500 Kilometer erwartet.
Fortschritte beim Ökostrom
Habeck verwies außerdem auf deutliche Fortschritte beim Ausbau der erneuerbaren Energien seit seinem Amtsantritt Ende 2021. "Es geht voran mit der Energiewende", sagte er. Dies sei das Resultat politischer Arbeit der Ampel. Prozesse seien verschlankt, Verfahren beschleunigt, Genehmigungen vereinfacht worden. So habe der Ausbau der Solarenergie enorm zugenommen. Eine deutliche Dynamik gebe es auch beim Ausbau von Windrädern an Land. Regional gebe es aber immer noch sehr starke Unterschiede. Ein Teil der Bundesländer verzeichne große Fortschritte, in einem anderen Teil gebe es noch Nachholbedarf. Die Windbranche beklagt seit langem einen geringen Zubau vor allem in Bayern.