FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt wie auch an den Börsen weltweit mehren sich nach dem jüngsten Rückschlag von den Rekordhochs die Alarmsignale. In der abgelaufenen letzten Januar-Woche sind die Kurse bereits kräftig ins Rutschen gekommen. Dabei rückten vor allem steigende Renditen am Anleihemarkt in den Fokus. Die neuerliche Eurostärke drückte ebenfalls auf die Stimmung der Anleger von Dax (DAX) & Co. Beides dürfte in der neuen Woche weiter stark beachtet werden.
Auf politischer Ebene rückt der geplante Abschluss der Koalitionsverhandlungen samt dem SPD-Mitgliederentscheid in den Blick, und europaweit nimmt die Berichtssaison der Unternehmen weiter Fahrt auf. Am deutschen Markt sind es aber vor allem Unternehmen aus der zweiten Reihe, die als nächstes ihre Bücher zum abgelaufenen Jahr öffnen. Konjunkturseitig geht es in der neuen Woche dagegen in den USA und in Europa etwas ruhiger zu als in der vergangenen.
Sascha Sadowki, Experte bei Lynx Broker, spricht mit Blick auf die Börsen bereits von "überhitzten Märkten". Zunehmend mehr Indikatoren, so auch der Bull & Bear-Indikator der Bank of America/Merrill Lynch, sendeten inzwischen "Verkaufssignale" und falls es in den USA zu einer Korrektur komme, "dürfte das auch die deutschen Aktienmärkte deutlich beeinflussen", warnt er.
Chefstratege Robert Greil von der Privatbank Merck (DE:MRCG) Finck sieht in "stärker als erwartet steigenden Anleiherenditen das wichtigste Risiko für die Börsen im Jahr 2018". Und die Weberbank nannte gleich den Grund dafür: Das Rätselraten um den geldpolitischen Fahrplan der Europäischen Zentralbank habe in diesem Jahr "deutliche Spuren" an den festverzinslichen Märkten hinterlassen, schrieben die Experten. Zugleich verwiesen sie darauf, dass die Renditen für die richtungsweisenden zehnjährigen Staatsanleihen Deutschlands bereits um über 50 Prozent auf rund 0,7 Prozent gestiegen sind und raten daher "zu größter Vorsicht".
Der zugleich steigende Euro oder - anders herum betrachtet - der fallende US-Dollar hängt ebenfalls als Damoklesschwert über den Aktien. Die erst kürzlich erneut kurz wieder über 1,25 Dollar gestiegene Gemeinschaftswährung verschreckte die Anleger spürbar, auch wenn Währungsexperten wie die der Helaba den Euro/Dollar-Kurs in den nächsten Monaten wieder deutlich unter 1,20 fallen sehen.
Unternehmensseitig rücken in der neuen Woche unter den Dax-Konzernen vor allem der weltgrößte Rückversicherer Munich Re (4:MUVGn) am Dienstag sowie die Commerzbank (4:CBKG) am Donnerstag mit ihren Jahreszahlen in den Fokus. Dabei dürften die schweren Wirbelstürme in den USA und der Karibik der Munich Re 2017 wohl den Großteil ihres Gewinns gekostet haben. Analysten rechnen im Schnitt mit einem Überschuss von 575 Millionen Euro, was nicht einmal ein Viertel des Gewinns aus dem Vorjahr wäre. Der Blick auf die Commerzbank ist ebenfalls eher skeptisch: Zwar dürften die Ziele für 2017 erreicht worden sein, doch die für 2020 seien ambitioniert, vor allem die Erträge betreffend, meint etwa Warburg-Analyst Andreas Pläsier.
Bei Thyssenkrupp (4:TKAG) stehen dagegen am Montag die Ergebnisse der Mitarbeiterabstimmung im Zusammenhang mit der Fusion des europäischen Stahlgeschäfts mit der indischen Tata Steel an. Laut der "Börsenzeitung", die sich auf Gewerkschaftskreise beruft, zeichnete sich nach den online und an der Urne abgegebenen Stimmen zuletzt ein positives Ergebnis ab. In der Nacht zum Samstag ging die Abstimmung zu Ende. Beim Baukonzern Hochtief (4:HOTG) wird sich die EU-Kommission am Dienstag mit deren Übernahmeangebot für den spanischen Mautstraßenbetreiber Abertis (11:ABE) beschäftigen.
Quartalszahlen stehen zudem am Montag vom Autozulieferer Stabilus (4:STAB) an, des Essenlieferdienstes Delivery Hero (4:DHER) und Osram (104:OSRn) am Mittwoch sowie von Wacker Chemie (4:WCHG) sowie von einigen Immobiliengesellschaften am Donnerstag.
Konjunkturseitig sind es vor allem die deutschen Industrie-Indikatoren für Dezember, die am Dienstag und Mittwoch Aufmerksamkeit auf sich ziehen dürften. Nach zuletzt stärkeren Schwankungen in der deutschen Industrieproduktion rechnen die Postbank-Experten nun mit einer Stabilisierung. Die Auftragseingänge dürften im Monatsvergleich moderat zugelegt haben. In den USA wird am Montag der ISM-Index für den Dienstleistungssektor das zentrale Ereignis sein. Nach zwei Rücksetzern in Folge weisen die Zeichen laut der Postbank auch wegen der verabschiedeten Steuerreform nun wieder auf einen Anstieg des Stimmungsbarometers.