An der TUI-Aktie (WKN: TUAG00) können sich durchaus die Gemüter spalten. Die einen Investoren sehen hier eine günstige, langfristig orientierte Chance mit viel Turnaround-Potenzial. Kritiker verweisen hingegen auf die aktuelle operative Ausgangslage und die Probleme, die TUI (DE:TUIGn) weiterhin hat.
Auch ich zähle mich eher zu den Kritikern. Werfen wir in diesem Sinne einen Foolishen Blick auf drei Gründe, weshalb ich nicht in die TUI-Aktie investieren werde.
1. TUI-Aktie: Defizitäres Geschäftsmodell Ein erster Grund hängt im Moment natürlich mit dem defizitären Geschäftsmodell zusammen. Dadurch, dass im laufenden Jahr 2020 Reisen kaum oder nur unter erschwerten Bedingungen möglich gewesen sind, blieben viele eigentlich Reisewillige lieber zu Hause.
Das hat Spuren im Zahlenwerk der TUI-Aktie hinterlassen. Alleine im dritten Quartal ging so der Umsatz im Jahresvergleich um 98 % (!) auf 75 Mio. Euro zurück. Mit einem Verlust von 1,1 Mrd. Euro auf EBIT-Basis zeigt sich, wie stark die momentanen Einschränkungen sind. Auch in der aktuellen Situation könnte die operative Ausgangslage ähnlich sein. Reisen wird vielerorts schließlich weiterhin unterbunden.
Die TUI-Aktie verfügt über einen gigantischen Cash-Burn in der momentan schwierigen Ausgangslage. Von einem defizitären Geschäftsmodell zu sprechen klingt daher beinahe wie ein Euphemismus.
2. Die hohe Verschuldung Ein zweiter Grund, weshalb ich nicht in die TUI-Aktie investiere, ist die bereits hohe Verschuldung. Der TUI-Konzern hat sich demnach bereits rund 3 Mrd. Euro an Liquiditätshilfen gesichert. Eine wirklich spannende Kennzahl, die wir vielleicht in einen etwas anderen Kontext rücken sollten. Das Reiseunternehmen wird gegenwärtig mit einem Börsenwert von 3,5 Mrd. Euro bewertet. Das verdeutlicht möglicherweise, wie verschuldet TUI wirklich ist.
Werden diese Liquiditätsreserven ausreichen? Eine wirklich spannende Frage. Immer wieder tauchen jedenfalls Berichte auf, wonach der Staat ein weiteres Mal aushelfen muss. Die Verschuldung könnte noch weiter ansteigen.
Auf hochverschuldete Aktien und Unternehmen zu setzen ist nicht mein Ansatz. Selbst dann nicht, wenn es ein gewisses Turnaround-Potenzial geben mag. Wobei sich genau das noch zeigen muss, was mich zu meinem dritten Gliederungspunkt führt.
3. Unsichere Aussichten bei der TUI-Aktie Viele Investoren spekulieren genau darauf: den Turnaround. Durch bald beginnende Corona-Impfungen könnte früher oder später eine Herdenimmunität aufkommen. Dadurch dürfte sich auch die Ausbreitung verlangsamen. Und das Reisen endlich wieder möglich sein. So zumindest die Theorie.
Diese Hoffnungen bieten reichlich Angriffsfläche für Enttäuschungen. Was, wenn ein ambitionierter Zeitplan bis Sommer oder Herbst des nächsten Jahres nicht ausreicht, um Fortschritte zu machen? Was, wenn ein weiteres, stark durchwachsenes Geschäftsjahr vor der TUI-Aktie liegt? Oder wenn der Liquiditätsbedarf dadurch konsequent größer wird?
Fragen, die möglicherweise mit einem steigenden Kurs der TUI-Aktie beiseitegeschoben werden. Mir zeigt allerdings auch das, dass der Chance-Risiko-Mix für mich ungünstig erscheint. Auch deshalb bleibe ich der Aktie fern.
TUI-Aktie: Nix für mich! Als unternehmensorientierter Investor bleibe ich daher skeptisch bezüglich der TUI-Aktie. Der Cashburn ist hoch, Liquiditätshilfen halten das Reiseunternehmen über Wasser. Die Aussichten scheinen sich zwar aufzuhellen, könnten jedoch auch mit dem neu gefundenen Optimismus Enttäuschungspotenzial beinhalten.
Unternehmensorientiert halte ich die TUI-Aktie daher gegenwärtig nicht für interessant. Da begebe ich mich lieber auf die Suche nach besseren, solideren und profitableren Unternehmen, die nicht hochverschuldet sind.
Vincent besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2020