Ruhestandsregeln können helfen, die eigenen Finanzen für das Alter besser auf Vordermann zu bringen. Manchmal sind es Orientierungshilfen, manchmal konkrete Wegweiser. Und manchmal sind sie einfach nur Quatsch.
Blicken wir heute auf drei Ruhestands-Regeln, die man besser sofort wieder vergisst. Ansonsten führt das dazu, dass man Fehlplanungen oder teure Fehler begeht.
Ruhestandsregel: Die ganze Rendite entnehmen! Eine erste Ruhestandsregel, von der ich Abstand nehmen würde, ist das Entnehmen der ganzen Rendite. Mal angenommen, man investiert in einen ETF und hat im Laufe der Vermögensaufbauphase 8 % p. a. an Rendite generiert. In der Folge plant man, diesen Betrag sukzessive zu verwenden.
Das kann funktionieren. Aber als Investor sollte man sich damit beschäftigen, dass die Möglichkeit besteht, zu viel des Vermögens zu entnehmen und damit irgendwann seinen Grundstock zu verlieren. In schlechten Jahren, in denen der breite Markt einen Draw-Down erleidet, entnimmt man hier schließlich überproportional viel. Nicht umsonst haben sich außerdem Regeln wie die 4-%-Regel oder Abwandlungen etabliert.
Eine höhere Entnahme kann möglich sein. Trotzdem ist eine Ruhestandsregel am Limit der Rendite etwas, das ich aus dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit meiden würde. Die Rendite sollte eher so etwas wie ein seichter Puffer sein, dessen man sich bedienen kann und der auch in Zeiten der Korrektur oder des Crashs noch Spielraum übrig lässt, ehe es an das Vermögen geht.
Verkaufe alle Aktien! Eine Ruhestandsregel, wonach man alle Aktien besser mit dem Eintritt in den Ruhestand verkaufen sollte? Gibt es. Aber auch sie ist eher Quatsch. Vielleicht ist es ratsam, sein Depot etwas umzuschichten. Von Wachstumsaktien hin zu Dividendenaktien. Oder von einzelnen Risiken zu breiteren, diversifizierten Ansätzen. Das können legitime Möglichkeiten sein.
Ebenfalls eine Option ist es, dass man stets ein wenig Cash liquide hält. Das kann helfen, in einer Korrektur oder eben einem Crash nicht direkt seine Aktien oder ETFs verkaufen zu müssen. Trotzdem gilt, dass ein großer Teil des eigenen Vermögens weiterhin in Aktien investiert sein kann, der wiederum Rendite einbringt.
Für die meisten Ziele im Ruhestand benötigt man Rendite und noch moderaten Vermögensaufbau, um eine beständige Entnahme zu gewährleisten. Sich selbst mit einer Ruhestandsregel einzuengen, die auf dieses Hilfsmittel verzichtet, ist nicht zielführend.
Ruhestandsregel: Alles auf High-Yield-Dividenden! Hohe Dividendenrenditen sollten eine Ruhestandsregel sein? Es kann helfen, ein passives Einkommen aufzubauen. Aber im Endeffekt sind die eigenen, persönlichen Bedürfnisse entscheidend. Einige benötigen mehr davon, andere weniger, um eine Rentenlücke effizient auszugleichen.
High-Yield-Dividendenaktien sind nicht unbedingt die beste Wahl. Qualitative Dividendenaktien mit Pricing-Power schlagen zum Beispiel in Zeiten von Inflation den Markt und bieten womöglich mehr Dividendenwachstum. Auch diese Faktoren gilt es zu würdigen.
Zudem sollte man bedenken, dass High-Yield-Dividendenaktien auch ihre Risiken besitzen. Risiken gilt es eigentlich bei einer guten Ruhestandsregel weitgehend auszuklammern. Andere ausschüttende Aktien sind vielleicht die bessere Wahl.
Der Artikel 3 Ruhestandsregeln, die besser keine sind ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
Motley Fool Deutschland 2022