Investing.com - Für die börsennotierten Unternehmen der Adani Group war gestern kein guter Handelstag, denn die Titel haben auf breiter Front nachgegeben. Einige Titel fielen sogar auf einen neuen Tiefstand. Auslöser für den starken Abverkauf waren die Vorwürfe von US-Behörden gegen den Vorstandsvorsitzenden Gautam Adani, der in ein millionenschweres Bestechungs- und Betrugssystem verwickelt war.
Die US-Staatsanwaltschaft teilte am Mittwochabend mit, dass Adani und sieben weitere Personen, darunter sein Neffe Sagar Adani, zwischen 2020 und 2024 Bestechungsgelder in Höhe von über 250 Millionen Dollar an indische Regierungsbeamte gezahlt hätten.
Mit den Bestechungsgeldern sollten Regierungsaufträge zur Entwicklung von Solarenergieprojekten an Land gezogen werden, die über einen Zeitraum von 20 Jahren Gewinne in Höhe von 2 Milliarden Dollar einbringen würden. Nach den Behauptungen der US-Behörden hat Adani auch Investoren und Kreditgeber bei der Aufnahme von Krediten in Höhe von über 3 Milliarden Dollar getäuscht.
Adani Enterprises Ltd (NS:ADEL), das börsennotierte Flaggschiff des Konglomerats, brach um 10 % ein, ebenso wie Adani Ports and Special Economic Zone Ltd (NS:APSE). Aufgrund des starken Kursrückgangs in kurzer Zeit wurde der Handel mit den Aktien der Konzernunternehmen der Adani Group kurzzeitig ausgesetzt.
Adani Green Energy Ltd (NS:ADNA) rutschte um 18 % ab, nachdem berichtet wurde, dass das Unternehmen einen geplanten Verkauf von Anleihen im Wert von 600 Millionen Dollar nach den Vorwürfen aus den USA gestrichen hatte. Adani Energy Solutions Ltd (NS:ADAI) gab um 20 % nach. Adani Wilmar Ltd (NS:ADAW) verlor über 9 %, während Adani Power Ltd (NS:ADAN) und Adani Total (EPA:TTEF) Gas Ltd (NS:ADAG) jeweils rund 14 % verloren.
Adani Enterprises und Adani Ports sind die größten Titel im indischen Leitindex Nifty 50, der mit einem Minus von 0,9 % auf ein 5-Monats-Tief fiel.
Die Anschuldigungen aus den USA läuten eine neue Runde aufsichtsrechtlicher Probleme für Adani ein und erschweren die Pläne des Unternehmens, im Ausland zu expandieren und auf den internationalen Märkten Kredite aufzunehmen.
Bereits vor zwei Jahren hatte Hindenburg Research in einem Bericht über Leerverkäufe Adani ähnliche Machenschaften vorgeworfen. Der Bericht hatte eine Untersuchung der US-amerikanischen und indischen Aufsichtsbehörden gegen Adani ausgelöst. Die indische Wertpapieraufsichtsbehörde behauptete damals jedoch, nur geringfügiges Fehlverhalten festgestellt zu haben.
Nach Bekanntwerden des Hindenburg-Berichts Anfang 2023 waren die Aktien der zur Adani Group gehörenden Unternehmen um insgesamt mehr als 100 Milliarden Dollar gefallen. Seitdem haben sie jedoch den größten Teil ihrer Verluste wieder wettgemacht.
Die Aktien von Adani Enterprises werden im bisherigen Jahresverlauf mit einem Minus von fast 13 % gehandelt.