(neu: Schlusskurse, Kommentar DZ Bank)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien von Bayer (DE:BAYGN) (ETR:BAYN) haben zum Handelsschuss am Mittwoch ihren deutlichen Kursgewinn im Zuge der Einigung zur Übernahme von Monsanto (NYSE:MON) (ETR:MOO) deutlich verringert. Nachdem sie am Nachmittag um 4,7 Prozent bis auf 97,71 Euro gestiegen waren, schmolz der Gewinn bis auf 0,27 Prozent auf 93,55 Euro zusammen.
Bayer bietet nun 128 US-Dollar pro Aktie des US-Saatgutherstellers. Börsianer hatten darauf zunächst erleichtert reagiert, weil sie zuvor befürchtet hatten, dass Bayer sich mit einem Angebot von 130 Dollar oder mehr finanziell übernehmen könnte.
Am Markt gibt es aber auch skeptische Stimmen. So hieß es von der DZ Bank, der Preis liege zwar unter der kritischen Grenze von 135 Dollar, sei aber immer noch hoch. Bayer müsse nun das Beste aus der Situation machen. Kurzfristig erwartet die DZ Bank eine positive Entwicklung von Bayer durch die Integration von Monsanto und die Realisierung von Kosteneinsparungen. Mittel- bis langfristig werde Bayer aber mit einer hohen Verschuldung, hohem Goodwill und einem umstrittenen, Glyphosat-basierten Geschäftsmodell von Monsanto konfrontiert sein.
KONSOLIDIERUNG IN DER AGRARCHEMIE-BRANCHE
"Bayer wollte diesen Deal um jeden Preis", sagte Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. "Durch die Globalisierung in der Chemie- und Pharmabranche wollte der Dax-Konzern nicht ins Hintertreffen geraten, zumal sich bereits Dow Chemical und DuPont (NYSE:DD) zusammengefunden hatten."
Halver hält den Übernahmepreis von rund 66 Milliarden Dollar beziehungsweise 128 Dollar pro Monsanto-Aktie ebenfalls für teuer. Bayer und Monsanto sei keine Liebesheirat, sondern eine sehr nüchterne Vernunftehe. Auf der einen Seite der traditionelle, stabile deutsche Konzern, auf der anderen das innovative, aber auch durch Genmanipulation und Glyphosat-Probleme belastete US-Unternehmen. Die beiden Partner müssten sich erst noch finden.
BAYER-AKTIE HAT GELITTEN
Erstmals durchgesickert waren Nachrichten zu einer von Bayer erwogenen Offerte für Monsanto bereits im Mai dieses Jahres. Die Bayer-Aktien hatten damals mit deutlichen Kursabschlägen bis auf ihr Jahrestief von 83,45 Euro reagiert. Danach hatte sich der Kurs wieder berappelt. Seit August wurden die Bayer-Papiere die meiste Zeit in einer Spanne zwischen 94 und 98 Euro gehandelt.
Auch wenn vielen Anlegern der Zusammenschluss nicht schmeckt - auch Analyst Volker Braun vom Bankhaus Lampe verwies auf die fortschreitende Konsolidierung der Agrarchemie-Branche. Künftig werde es statt sechs wohl nur noch vier Akteure geben: Bayer/Monsanto, DuPont/Dow Chemical, ChemChina/Syngenta und BASF (DE:BASFN). Im Fall Bayer/Monsanto sei es besonders wichtig, dass Bayer durch die Übernahme die Führungsrolle in der zunehmend konsolidierten Branche einnehme. Dies sei noch wichtiger als die Rendite.
KARTELLBEHÖRDEN AM ZUG
Das letzte Wort sei aber noch nicht gesprochen, sagte Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research. "Denn die Kartellbehörden werden sich das Geschäft genau ansehen." Zudem verwies er darauf, dass "viele Politiker in den USA keinesfalls erfreut sind, dass Monsanto in europäische Hände fällt."
Viele Monsanto-Anleger sind entsprechend skeptisch. Die Monsanto-Papiere notierten in New York zuletzt bei etwas mehr als 107 Dollar - und damit deutlich unter dem gebotenen Preis.