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AKTIE IM FOKUS 3: Anleger setzen bei Thyssenkrupp auf mögliche Zerschlagung

Veröffentlicht am 17.07.2018, 18:32
© Reuters.  AKTIE IM FOKUS 3: Anleger setzen bei Thyssenkrupp auf mögliche Zerschlagung
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(Neu: Aussagen von Cevian im 6. Absatz, Kursentwicklung von Kone im 7. Absatz, Schlusskurse)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Abschied einer weiteren Führungspersönlichkeit ist am Dienstag bei den Thyssenkrupp-Aktionären (4:TKAG) außerordentlich gut angekommen. Die Anteilsscheine des Industriekonzerns zogen bis zum Handelsende um 9,13 Prozent auf 22,48 Euro an, nachdem der Aufsichtsratsvorsitzende Ulrich Lehner seinen Rücktritt zum Monatsende angekündigt hatte. Damit war Thyssenkrupp Spitzenreiter im freundlichen Dax (DAX).

Als Grund für seine Entscheidung nannte Lehner das mangelnde Vertrauen der großen Aktionäre. Vor anderthalb Wochen hatte bereits der Weggang von Konzernchef Heinrich Hiesinger für einen Kurssprung bei den Essenern gesorgt, der sich allerdings als nicht nachhaltig erwiesen hatte.

Mit Lehners Abschied rutscht Thyssenkrupp zwar immer tiefer in eine Führungskrise und Arbeitnehmervertreter warnen vor einer Zerschlagung des Konzerns. Die Krise wird auch dadurch nicht kleiner, dass die Chefin der mächtigen Krupp-Stiftung, Ursula Gather, nicht Nachfolgerin von Lehner an der Spitze des Kontrollgremiums werden will. Doch Börsianern zufolge hoffen Anleger, dass nun der Weg für einen tiefergehenden Umbau frei wird. Wie es heißt, werde der Druck von Investorenseite immer größer, nach der Auslagerung der Stahlsparte in ein Gemeinschaftsunternehmen mit der indischen Tata weitere Werte freizusetzen, die in dem Konzern schlummerten.

Ein Händler mutmaßte, dass alleine die Aufzugsparte mehr wert sei als die aktuelle Marktkapitalisierung von Thyssenkrupp. Derzeit beträgt diese knapp 14 Milliarden Euro, womit das Unternehmen zu den Leichtgewichten im Dax zählt.

Der Rücktritt von Lehner sei Wasser auf die Mühlen derer, die unter einer neuen Führung auf mehr Offenheit gegenüber der Veräußerung von Konzernteilen setzten, schrieb Commerzbank-Analyst Ingo-Martin Schachel. Er verwies darauf, dass Lehner die diversifizierte Struktur bis zuletzt verteidigte, während Großaktionäre wie die aktivistischen Investoren Cevian und Elliott schon lange auf eine Aufspaltung drängen.

Cevian beharrt auf einem Umbau des Traditionskonzerns. "Um in Zukunft dauerhaft erfolgreich zu sein, müssen die Geschäftssparten fokussiert, unternehmerisch und effizient aufgestellt werden - flexibel und frei von unverhältnismäßig hohen Kosten und Bürokratie", teilte der Gründer des schwedischen Finanzinvestors, Lars Förberg, mit. Nur so könnten die Sparten "nachhaltig erfolgreich sein".

Auch die Haltung des größten Aktionärs, der Krupp Stiftung, ist neuerdings umstritten. Am Sonntag hatte das "Handelsblatt" berichtet, die Vorsitzende Gather habe schon vor zwei Jahren Gespräche über eine Fusion der Aufzugsparte mit jener des finnischen Rivalen Kone geführt. Dies hatte Thyssenkrupp kaum Kursimpulse gegeben, wogegen sich die Kone-Titel positiv entwickelt hatten - sie legten am Dienstag weiter klar zu.

Jefferies-Analyst Seth Rosenfeld wähnt Thyssenkrupp an einem Scheideweg. Er habe schon nach Hiesingers Abschied gedacht, dass damit "noch nicht alle Karten auf dem Tisch sind". Da mit Lehner nun ein langjähriger Unterstützer von Hiesinger abtrete, dürften die aktivistischen Investoren aus dem derzeitigen Machtvakuum wohl als Sieger hervorgehen.

Laut Rosenfeld macht "die scharf formulierte Rücktrittsankündigung deutlich, dass eine aggressive Restrukturierung durchaus möglich ist." Damit werde immer klarer, dass eine Aufspaltung in der Diskussion sei. Wenn innerhalb der verschiedenen Geschäftsbereiche nach Wertsteigerungen gesucht werde, sei dies von Vorteil für die Aktionäre. Dies könne dazu beitragen, eine Bewertungslücke zu anderen Branchenwerten zu schließen.

Der Aktienkurs von Thyssenkrupp hatte in den vergangenen Jahren bereits von der Konsolidierungsfantasie profitiert. Im Februar 2016 hatte die Aktie bei 12,56 Euro ihren tiefsten Stand seit 2012 markiert. Dann setzte eine deutliche Erholungsbewegung ein, als sich die Stahlfusion mit Tata mehr und mehr abzeichnete. In den vergangenen zwölf Monaten herrschte wieder Flaute: Fast 16 Prozent hat die Aktie seither verloren, während der Dax im selben Zeitraum um gut ein halbes Prozent zulegte.

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