FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien von Bayer (DE:BAYGN) (ETR:BAYN) haben am Mittwochnachmittag positiv auf die Einigung zur Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto (NYSE:MON) (ETR:MOO) reagiert. Zuletzt standen sie an der Dax-Spitze (DAX) 3,93 Prozent höher bei einem Kurs von 96,97 Euro.
Börsianer hatten befürchtet, dass Bayer sich finanziell übernehmen könnte mit einem Angebot von 130 Dollar oder sogar mehr. Nun bietet Bayer 128 US-Dollar pro Monsanto-Aktie. Entsprechend herrschte Erleichterung.
KONSOLIDIERUNG IN DER AGRARCHEMIE-BRANCHE
"Bayer wollte diesen Deal um jeden Preis", sagte Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Durch die Globalisierung in der Chemie- und Pharmabranche wollte der Dax-Konzern nicht ins Hintertreffen geraten, zumal sich bereits Dow Chemical und DuPont (NYSE:DD) zusammengefunden hatten."
Halver hält den Übernahmepreis von rund 66 Milliarden Dollar beziehungsweise 128 Dollar pro Monsanto-Aktie für teuer. Bayer und Monsanto sei keine Liebesheirat, sondern eine sehr nüchterne Vernunftehe. Auf der einen Seite der traditionelle, stabile deutsche Agrarkonzern, auf der anderen der innovative, aber auch durch Genmanipulation und Glyphosat-Probleme belastete Biotechnologie-Konzern Monsanto. Die beiden Partner müssten sich erst noch finden.
BAYER-AKTIE HAT GELITTEN
Erstmals durchgesickert waren Nachrichten zu einer von Bayer erwogenen Offerte für Monsanto bereits im Mai dieses Jahres. Die Bayer-Aktien hatten damals mit deutlichen Kursabschlägen bis auf ihr Jahrestief von 83,45 Euro reagiert. Danach hatte sich der Kurs wieder berappelt. Seit August wurden die Bayer-Papiere die meiste Zeit in einer Spanne zwischen 94 und 98 Euro gehandelt.
Auch wenn vielen Anleger der Zusammenschluss nicht schmeckt - Analyst Volker Braun vom Bankhaus Lampe verwies auf die fortschreitende Konsolidierung der Agrarchemie-Branche. Künftig werde es statt sechs Akteure wohl nur noch vier geben: Bayer/Monsanto, DuPont/Dow Chemical, ChemChina/Syngenta und BASF (DE:BASFN). Im Fall Bayer/Monsanto sei es besonders wichtig, dass Bayer durch die Übernahme die Führungsrolle in der zunehmend konsolidierten Branche einnehme. Dies sei noch wichtiger als die Rendite.
KARTELLBEHÖRDEN AM ZUG
Das letzte Wort sei aber noch nicht gesprochen, sagt Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research. "Denn die Kartellbehörden werden sich das Geschäft genau ansehen." Zudem verwies er darauf, dass "viele Politiker in den USA keinesfalls erfreut sind, dass Monsanto in europäische Hände fällt".
Viele Monsanto-Anleger sind entspechend skeptisch. Monsanto-Papiere notierten im vorbörslichen US-Handel zuletzt kaum verändert bei gut 106 Dollar - und damit deutlich unter dem gebotenen Preis.