FRANKFURT (dpa-AFX) - Unerwartet schwache Quartalszahlen und eine Gewinnwarnung von Hugo Boss (XETRA:BOSSn) haben die jüngste Talfahrt der Aktien des Modekonzerns am Freitag beschleunigt. Zuletzt wurden die Papiere 10 Prozent tiefer bei 91,99 Euro gehandelt. Damit waren sie im freundlich tendierenden MDax (MDAX) mit großem Abstand Tabellenletzter. Seit Montag dieser Woche summiert sich das Minus bereits auf nahezu 14 Prozent.
Die meisten Experten wurden von der Gewinnwarnung kalt erwischt, hatten sie doch damit gerechnet, dass sich die Dynamik aus dem zweiten Quartal fortsetzt. In ersten Reaktionen setzten die Analysten von JPMorgan (N:JPM), Deutscher Bank, Societe Generale (PA:SOGN), Barclays (L:BARC) und DZ Bank ihre Kursziele herab. Einige kündigten an, ihre Einstufung der Aktie zu überprüfen.
SCHWACHE NACHFRAGE IN CHINA
Der Edelschneider kämpft mit einer schwächeren Nachfrage aus Asien und Einbußen in Amerika. Zwar stieg der Umsatz im dritten Quartal um 4 Prozent, einige Branchenkenner hatten jedoch mit einem prozentual zweistelligen Zuwachs gerechnet. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn (Ebitda) fiel um 8 Prozent. Dies stimmte die Schwaben auch für das Gesamtjahr 2015 pessimistischer: Hugo Boss senkte seine Wachstumsprognose für Umsatz und operativen Gewinn.
Hugo Boss reiht sich damit ein in die Riege von Luxusgüteranbietern wie LVMH (PSE:PMC) (FSE:MOH) und Burberry (ISE:BRBY) (FES:BB2), die mit Verweis auf schwächere Geschäfte in China ebenfalls maue Zahlen vorgelegt hatten. Die Luxusbranche hatte in den vergangenen Jahren von kauffreudigen Chinesen profitiert. Mit dem Einbruch der Aktienmärkte im Sommer hat sich aber die Konsumbereitschaft der chinesischen Verbraucher erheblich verringert.
ANALYSTEN SEHEN SCHATTEN, ABER AUCH LICHT
Trotz der Enttäuschung über die jüngste Geschäftsentwicklung glaubt das Gros der Experten allerdings weiterhin an Hugo Boss. Barclays-Analyst Julian Easthope reduzierte zwar seine Ergebnisprognosen für die Jahre 2015 bis 2017, betonte aber die hervorragenden langfristigen Aussichten des Modekonzerns, vor allem bei Damenmode. Sein Kollege Warwick Okines von der Deutschen Bank kürzte wegen negativer Währungseffekte ebenfalls seine Gewinnprognosen, sieht den eingetrübten Ausblick auf das restliche Jahr jedoch nicht allzu pessimistisch.
Analyst Thierry Cota von der Societe Generale SocGen schraubte seine Schätzungen für 2015 und die Folgejahre zurück. Die Gewinnwarnung des Modekonzerns werfe einige Fragen hinsichtlich der mittel- bis langfristigen Unternehmensziele auf, schrieb er in einer Studie vom Freitag.
Deutlich positiver gestimmt zeigte sich hingegen der Experte Guillaume Gauvillé von der Credit Suisse. Er glaubt daran, dass die Bruttomarge der Metzinger im zweiten Halbjahr dennoch steigen wird und hob den ungebrochenen Sparwillen des Vorstands hervor.