Vielleicht kennst du das vom letzten Corona-Crash: Bei einer Aktie ist die Investitionsthese gescheitert, allerdings ist dadurch unter anderem die Bewertung zu günstig geworden. In einem solchen Fall stellt sich natürlich die Frage: Sollte man als Investor trotzdem die jeweilige Aktie verkaufen?
Es ist mit Sicherheit keine einfache Entscheidung. Eine zu günstige Bewertung impliziert schließlich, dass man womöglich auch mit einem Verlust verkaufen müsste. Trotzdem könnte es eine Meinung geben, die besagt: Ja, bei einer Aktie mit einer gescheiterten Investitionsthese und einer preiswerten Ausgangslage ist es ratsam, die Reißleine zu ziehen. Allerdings gibt es Möglichkeiten. Lass uns das im Folgenden etwas ausloten.
Investitionsthese gescheitert, Aktie verkaufen? Grundsätzlich gilt als unternehmensorientierter Investor: Ja, man sollte die jeweilige Aktie verkaufen. Es geht schließlich darum, von starken Unternehmen und ihren Umsätzen und Gewinnen zu profitieren. Wenn eine Aktie nicht mehr hält, was sie verspricht, dann ist das ein Problem.
Selbst wenn sie zu günstig ist, ist ein Verkauf ratsam, auch wenn das einen Verlust bedeutet. Ein prominenter Investor, der das beste Beispiel dafür ist, ist Warren Buffett. Das Orakel von Omaha hat im letzten Corona-Crash seine Airline-Beteiligungen mit einem Verlust aufgelöst. Einfach weil seine Investitionsthesen sich nachhaltig verändert und signifikant verschlechtert haben.
Warren Buffett investiert, um langfristig von guten Unternehmen zu profitieren. Ihm geht es um echte Renditen mithilfe von Gewinnen und Dividenden. Ist eine solche Investitionsthese gescheitert, so heißt es für Buffett, nichts wie raus aus der Aktie und direkt verkaufen.
Hilfsthese möglich …?! Eine offensichtlich zu günstige Bewertung kann jedoch dazu führen, dass man als Investor zunächst noch an einer Aktie festhalten möchte. Eine „Hilfsthese“ bei der eigenen Investition könnte beispielsweise sein, dass man aus Value- und Contrarian-Gesichtspunkten trotzdem an einer Aktie festhält, um von der Wertsteigerung zu profitieren. Wenn eine Aktie wirklich zu günstig ist, kann das trotz einer gescheiterten Investitionsthese in seltenen Fällen ein Kauf sein.
Das, was man jedoch trotzdem überlegen muss, ist die Option besserer, unternehmensorientierter Alternativen. Oder anders gesagt: Ob es nicht Aktien gibt, die noch nicht gescheiterte Investitionsthesen besitzen und wo das Geld langfristig orientiert womöglich besser aufgehoben ist.
In der Regel ist es auch aus diesem Blickwinkel heraus besser, eine Aktie selbst mit einem Verlust zu verkaufen. Zumal man als Investor überlegen sollte, dass eine gescheiterte Investitionsthese dazu führen könnte, dass der Turnaround auf sich warten lässt. Trotz einer zu günstigen Bewertung stellen sich auch andere Investoren schließlich die Frage, warum sie unternehmensorientiert kaufen sollten. Häufig ist es daher besser, ein solches Kapitel direkt zu beenden.
Der Artikel Aktie mit gescheiterter Investitionsthese, aber zu günstige Bewertung: Trotzdem verkaufen? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
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