PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Auch einen Tag vor dem Brexit-Referendum sind die Anleger an Europas Aktienbörsen gelassen geblieben. Dass der Optimismus der vergangenen Tage am Mittwoch einer eher abwartenden Haltung wich, ist laut Analyst Mike van Dulken vom Handelshaus Accendi keine Überraschung. Kurz vor der Abstimmung über den britischen Verbleib in der Europäischen Union sei eine Atempause bei den Kursen zu erwarten.
Am späten Vormittag notierte der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) 0,20 Prozent im Plus bei 2973,35 Punkten. Damit hielt der Aufwärtstrend beim Leitindex der Eurozone an. Gleiches galt für den Pariser CAC-40-Index (CAC 40), der um 0,26 Prozent auf 4378,73 Zähler vorrückte. Der zuletzt ebenfalls deutlich erholte FTSE-100-Index (ISE:UKX) in London gewann 0,15 Prozent auf 6235,96 Punkte.
Jüngste Umfragen deuten weiter auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Gegnern und Befürwortern eines britischen Verbleibs in der Europäischen Union hin - ein Abschied würde die Finanzmärkte kräftig durcheinander wirbeln. Doch laut Buchmachern ist die Wahrscheinlichkeit eines Austritts zuletzt auf den niedrigsten Stand seit Monatsbeginn gesunken.
Im europäischen Branchenvergleich favorisierten die Anleger zur Wochenmitte Versicherungstitel: Der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 gewann 0,74 Prozent.
Dahinter gewann der Immobilienunternehmen-Index 0,40 Prozent: Er profitierte von einem positiven Branchenkommentar der US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) sowie der Nachricht, dass sich die spanischen Firmen Merlin Properties und Metrovacesa zusammenschließen wollen. Aus der Fusion solle einer der größten Immobilienkonzerne in Europa hervorgehen mit Vermögenswerten im Bruttowert von 9,3 Milliarden Euro, teilten die künftigen Partner mit. Die Aktien der börsennotierten Merlin Properties legten in Madrid um fast viereinhalb Prozent zu.
Schlusslicht in der Branchenübersicht war dagegen der Einzelhandels-Index, der um 0,70 Prozent nachgab. Hier belastete der Gewinnrückgang des Textilkonzerns Hennes & Mauritz (H&M) (FSE:HMSB) im zweiten Geschäftsquartal, der die Aktien um 1 Prozent sinken ließ. Die Schweden hatten eine geringere Nachfrage in Europa aufgrund des kühlen Frühlings zu spüren bekommen. Daneben drückten der starke US-Dollar und höhere Betriebskosten erneut auf den Gewinn.
Der Index der Reise- und Freizeitunternehmen litt mit minus 0,51 Prozent unter den steigenden Ölpreisen, der die Treibstoffkosten verteuert.