PARIS/LONDON/STOCKHOLM (dpa-AFX) - Nach dem Erholungsversuch am Dienstag haben die Anleger an den wichtigsten europäischen Aktienmärkten zur Wochenmitte wieder Kasse gemacht. Hauptbelastungsfaktor war einmal mehr die Italien-Krise mit ihren unabsehbaren Folgen für das europäische Finanzsytem.
Der Eurostoxx 50 (Euro Stoxx 50) notierte am späten Mittwochvormittag 0,43 Prozent tiefer bei 3307,37 Punkten, nachdem er am Vortag mit einem Plus von knapp 0,4 Prozent geschlossen hatte. Damit summiert sich der Verlust des Leitindex der Eurozone seit dem Zwischenhoch von 3452 Punkten Ende September bereits auf rund 4 Prozent. Der französische Cac 40 (CAC 40) sank am Mittwoch um 0,64 Prozent auf 5284,71 Zähler. Für den britischen FTSE 100 ging es um 0,14 Prozent auf 7227,90 Punkte nach unten.
Die Skepsis gegenüber der italienischen Haushaltspolitik und der exorbitant hohen Staatsverschuldung des Landes sorgt weiter für Zurückhaltung unter den Anlegern. "Die Regierung in Rom befindet sich weiterhin auf Konfrontationskurs zur Europäischen Union, was für Unsicherheit sorgt", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic von AxiTrader. "Da es sich aber immerhin um die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone handelt, ist die Nervosität der Anleger verständlich." Am Markt für italienische Staatsanleihen kam es am Mittwoch erneut zu kräftigen Kursverlusten und im Gegenzug zu einem starken Anstieg der Risikoaufschläge für festverzinsliche Wertpapiere.
Auf Branchenseite standen am Mittwoch europaweit Halbleiteraktien unter Druck. Auslöser dafür war die angekündigte Kurzarbeit in einem Werk des schweizerischen Chip-Zulieferers VAT Group. Dies könne ein Indiz für einen nachlassenden Investitionszyklus in der weltweiten Halbleiterbranche sein, sagte Analyst Reto Amstalden von der Baader Bank. Die Aktien von VAT brachen in Zürich um fast 10 Prozent ein. In ihrem Sog verloren Infineon (4:IFXGn) 3,7 Prozent, STMicroelectronics (9:STM) 4 Prozent, ASML (7:ASML) 3,4 Prozent und ASM International 4,3 Prozent.
Eine Abstufung des europäischen Luxusgütersektors durch Morgan Stanley (NYSE:MS) belastete die Aktien der Hersteller kostspieliger Uhren und Handtaschen am Mittwoch schwer. Die US-Investmentbank hatte den Luxusgütersektor von "Neutral" auf "Underweight" abgestuft und begründete dies mit einem nachlassenden Wachstumsschwung bei Umsatz und Gewinn. Selbst nach dem jüngsten Rücksetzer der Branchenaktien sei der Sektor noch immer hoch bewertet, sagte Analyst Krupa Patel. Die Papiere von LVMH (9:LVMH), deren Umsatzzahlen vom Vorabend bei Analysten gut ankamen, büßten mehr als 4 Prozent ein. Die Anteilsscheine von Kering (9:PRTP) sackten um 5,2 Prozent ab.
Unter den weiteren Einzelwerten profitierten die Titel der ING Groep (7:INGA) von einer Hochstufung durch die US-Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS) und gehörten mit einem Kursplus von mehr als 2 Prozent zu den attraktivsten Werten im EuroStoxx-50-Index.
Die Aktien der HSBC (3:HSBA) verteuerten sich um rund 1 Prozent. Die Großbank hatte am Vorabend mitgeteilt, einen jahrelangen Streit mit der US-Regierung wegen fragwürdiger Hypothekengeschäfte gegen Zahlung einer Buße von 765 Millionen Dollar beigelegt zu haben.