PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben sich nach den Verlusten am Vortag am Donnerstag etwas gefangen. Die Stabilisierung blieb allerdings zögerlich. Nach anfänglichen Gewinnen gab der EuroStoxx 50 gegen Mittag um 0,18 Prozent auf 3951,45 Punkte nach.
Der französische Cac 40 tendiert mit 0,16 Prozent auf 6730,92 Punkte ebenfalls etwas leichter. Der britische FTSE 100 gab um 0,1 Prozent auf 7571,46 Punkte ebenfalls etwas nach.
Positive Signale gab es vom Energiemarkt. "Die stark nachlassenden Rohölpreise helfen den Aktiennotierungen", begründete Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect die Stabilisierung. "Hintergrund für die fallenden Rohölpreise sind Spekulationen über die Freigabe der US-Rohölreserven."
Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets verwies zudem auf das nahende Quartalsende: "Noch wollen die institutionellen Investoren den Markt oben halten, um ihren Kunden für die vergangenen drei Monate eine positive Performance vorweisen zu können." Dieser Effekt könnte aber ab April wegfallen und die Kurse belasten.
Auch die unklare Lage im Ukraine-Konflikt belastet weiterhin. "Es wird weiter gekämpft und nicht wenige vermuten hinter den verbalen Ankündigungen eines Truppenabzuges lediglich den taktischen Versuch Putins, Zeit zu gewinnen, um sein Militär nach herben Verlusten wieder zu stärken", erklärte Molnar.
Erneute Warnsignale gab es zudem von der Inflation. Im März sind die Verbraucherpreise in Frankreich überraschend deutlich gestiegen.
Der Einzelhandelssektor stand kräftig unter Druck. Ein Kurseinbruch von 9,3 Prozent beim Schwergewicht Hennes & Mauritz (DE:HEMS) belastete den gesamten Sektor. Nach einem schwungvollen Jahresstart hatte sich das Wachstum des schwedischen Konzerns im zu Ende gehenden März merklich verlangsamt. Neben dem Ukraine-Krieg dämpfte auch die wieder anziehende Corona-Pandemie in China die Aussichten auf eine rasche Erholung. Aktien des Konkurrenten Inditex (MC:ITX) verloren drei Prozent.
Auch Ölwerte (NYSE:XLE) gaben nach. "Sollte es tatsächlich zu der gigantischen Freigabe der Notfallreserven kommen, wäre der Ölmarkt im zweiten Quartal nicht mehr unterversorgt und im dritten Quartal sogar überversorgt, wenn man die aktuellen Prognosen der IEA zurate zieht", erklärte Analysten Carsten Fritsch von der Commerzbank (DE:CBKG).
Positiv ragten dagegen UBS (SIX:UBSG) hervor, nachdem Goldman Sachs (NYSE:GS) die Aktie zum Kauf empfohlen hatte. Die Schweizer Großbank hatte nach dem Gewinnsprung aus dem vergangenen Jahr ein neues Programm zum Aktienrückkauf aufgelegt, wie am Vortag bekannt geworden war. UBS kletterten um 2,7 Prozent.
Auch L'Oreal (PA:OREP) legten mit 1,2 Prozent zu. Der französische Kosmetikkonzern dürfte bei den Umsätzen solide abschneiden, prognostizierte Analystin Celine Pannuti von JP Morgan für die anstehenden Quartalszahlen. Nach der zuletzt unterdurchschnittlichen Kursentwicklung dürfte das unter Anlegern wieder für Zuversicht sorgen.