PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Nach klaren Vortagesgewinnen haben sich die Anleger an Europas Börsen am Mittwoch zunächst einmal zurückgehalten. Der EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) gab bis zum späteren Vormittag um 0,44 Prozent auf 3715,10 Punkte nach, nachdem er tags zuvor noch bis auf den höchsten Stand seit Juni 2008 geklettert war. Auch gute Konjunkturdaten aus Frankreich und Deutschland konnten dem Leitindex der Eurozone keine Kraft verleihen.
Börsianer begründeten die gedämpfte Stimmung mit den schwachen Vorgaben der Wall Street, wo am Vorabend aktuelle gute US-Wirtschaftsdaten die Spekulationen um eine baldige Leitzinserhöhung durch die Notenbank Fed wieder entfacht hatten. Zum anderen halten viele Experten nach den jüngst europaweit starkem Lauf der Aktien eine Pause für längst überfällig.
Auch die Pariser Börse gab am Morgen nach, der CAC-40-Index (CAC 40) verlor zuletzt 0,51 Prozent auf 5062,35 Punkte. Der Londoner FTSE 100 (ISE:UKX) trat mit plus 0,03 Prozent auf 7021,56 Punkte auf der Stelle.
Noch am Vortag hatten überraschend gute Konjunkturdaten aus Europa den Börsen Schub verleihen können. Am Mittwoch blieb dieser positive Effekt zunächst aus. Dabei konnte Frankreich über eine überraschende Aufhellung der Stimmung in den Unternehmen berichten. Zudem stieg das Ifo-Geschäftklima in Deutschland unerwartet auf den höchsten Stand seit Juli 2014.
Im Blick behalten die Anleger derweil die Entwicklungen der Schuldengespräche mit Griechenland. Die zuletzt versöhnlicheren Töne zwischen Berlin und Athen hätten der mittlerweile stabilisierten Gemeinschaftswährung der Eurozone etwas Rückenwind verliehen, schrieb Analyst Stan Shamu vom Wertpapierhändler IG.
Europaweit waren einmal mehr die Autobauer klare Favoriten - der Sektorindex (DJX:SXAP) stieg um 0,74 Prozent. Trotz des kurzen Zwischentiefs in den vergangenen Tagen haben sich die Autotitel seit Jahresbeginn um knapp ein Drittel verteuert und sind damit der am besten gelaufene Sektor. Größte Verlierer innerhalb des Stoxx 600 Index waren die Öl- und Gaswerte (DJX:SXEP), die im Schnitt um ein halbes Prozent nachgaben.
Unternehmensspezifische Nachrichten flossen unterdessen nur spärlich. Im Eurostoxx 50 gehörten Versorger wie Eni (MILAN:ENI) (XETRA:ENI), Iberdrola (MADRID:IBE) (FSE:IBE) und Enel (MILAN:ENEI) (AFF:ENEL) (FSE:ENL) zu den größeren Verlierern. Ein Börsianer verwies auf besonders schlechte Vorgaben für die Branche aus den USA.
Die in Medien bereits durchgesickerten Übernahmepläne des brasilianischen Finanzinvestors 3G für Kraft Foods und die Verschmelzung mit Heinz schickten derweil die Aktien zahlreicher Getränke- und Lebensmittelhersteller ins Minus. In London notierten etwa die Papiere von Bierbrauer SABMiller (ISE:SAB) (FSE:BRW1) rund ein Prozent tiefer.
Die neu in London notierten Aktien des Touristikkonzerns Tui profitierten von optimistischen Aussagen zur beendeten Winter- und zur anstehenden Sommersaison. Zudem kündigte das Unternehmen die baldige Rückzahlung einer Hybridanleihe an. Die Tui-Aktie führte den FTSE 100 (ISE:UKX) mit einem Kursplus von rund dreieinhalb Prozent an.