PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die wichtigsten Börsen Europas haben am Montag geschwächelt. Marktbeobachter verwiesen als Grund vor allem auf die USA. Die wohl nächste Leitzins-Erhöhung rücke dort allem Anschein nach tatsächlich näher, hieß es. Einerseits sei dies zwar positiv, da dies untermauere, dass die Wirtschaft in den USA wieder recht rund laufe. Andererseits könnte ein solcher Schritt Aktien jedoch auch belasten, denn steigende Zinsen machen etwa Anleihen wieder attraktiver. Ansonsten beherrschten vor allem Übernahmethemen das Börsengeschehen.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) verlor im späteren Vormittagshandel 0,28 Prozent auf 3394,03 Punkte, hatte im Lauf der vergangenen Woche allerdings satte 3 Prozent Prozent hinzugewonnen. In Paris gab der CAC-40-Index (CAC 40) um 0,35 Prozent auf 4977,54 Punkte nach. In London sank der FTSE 100 um 0,36 Prozent auf 7348,02 Punkte.
Fed-Präsidentin Janet Yellen hatte am Freitagabend in ihrer Rede die jüngsten Äußerungen ihrer FOMC-Kollegen bekräftigt, dass eine Anpassung des US-Leitzinses bereits im März wahrscheinlich angemessen sein könnte. Voraussetzung dafür sei, dass sich die Inflations- und Arbeitsmarktdaten wie erwartet entwickeln werden. "Der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag könnte daher das Zünglein an der Waage sein", erwarten die Experten der Postbank. Falle er solide aus, dürfte die Wahrscheinlichkeit nochmals zunehmen, dass die USA 2017 in Sachen Leitzinsanhebungen aggressiver vorgehen werden. Die Notenbank Fed wird am 15.März über den Leitzins entscheiden.
Unter den insgesamt 19 Branchen in Europa konnte sich - insbesondere dank der Gewinne bei Standard Life - nur die der Versicherer im Plus halten. Alle anderen Sektoren gaben nach, wobei sich die Bergbauwerte besonders schwach zeigten. Standard Life gewannen an der Spitze des britischen "Footsie" 5,28 Prozent. Der Plan, gemeinsam mit Aberdeen Asset Management den größten Fondsverwalter Europas zu schmieden, kam an der Börse gut an. Der Versicherer will Aberdeen übernehmen und mit eigenen Aktien bezahlen. Das Gebot von 0,757 neuen Standard-Life-Papieren bewertet Aberdeen mit 3,8 Milliarden britischen Pfund. Die Aberdeen-Papiere profitierten in London mit plus 4,10 Prozent.
Im Autosektor drehte sich alles um den Kauf von Opel durch den französischen Rivalen Peugeot (PSA) (9:PEUP). PSA kauft Opel vom US-Konzern General Motors (GM) (1:GM) und zahlt allein für die Marken Opel und Vauxhall der GM-Europasparte 1,3 Milliarden Euro. Insgesamt sollen 1,8 Milliarden Euro gezahlt werden.
Durch diesen Coup wollen die Franzosen mit ihren bisherigen Marken Peugeot, Citroën und DS und den nun zugekauften zu einem "europäischen Auto-Champion" aufsteigen. Die Peugeot-Papiere gewannen im Pariser Leitindex zuletzt 2,20 Prozent, nachdem sie zeitweise sogar bei mehr als 20 Euro den höchsten Stand seit Sommer 2011 erreicht hatten. Die Anteilsscheine von Renault, Peugeots Konkurrenten im Kampf um den zweiten Platz in Europa hinter VW (DE:VOWG), sanken zugleich um 0,52 Prozent. Die Papiere des Autobauers Fiat Chrysler (MI:FCHA), der früher ebenfalls Interesse an Opel angemeldet hatte, gewannen in Mailand 0,57 Prozent.
Bankenwerte standen wegen der am Wochenende angekündigten Kapitalerhöhung der Deutschen Bank (DE:DBKGn) samt ihrem weiteren Konzernumbau im Blick und wurden in Mitleidenschaft gezogen. Insgesamt will das Kreditinstitut rund 8 Milliarden Euro einnehmen. Der Preis für die neuen Papiere liegt allerdings fast 40 Prozent unter dem Schlusskurs vom Freitag. Die Postbank soll zudem nun behalten und die Vermögensverwaltungs-Sparte Deutsche Asset Management (DWS) teilweise an die Börse gebracht werden.
Während die Deutsche-Bank-Papiere 6,09 Prozent einbüßten, sanken die Aktien der Societe Generale (PA:SOGN) in Paris um 0,72 Prozent und die der UBS (SIX:UBSG) in Zürich um 1,11 Prozent. Die Anteilsscheine der Credit Suisse (SIX:CSGN) (CS) sackten um 3,20 Prozent ab. Zur CS hatte es am Wochenende in einem Bericht der Schweizer "Sonntagszeitung" geheißen, dass die Bank eine Absage des geplanten Börsengangs der Schweiz-Tochter prüfe.