PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben sich am Dienstag stabilisiert. Die steigenden US-Futures lieferten Rückenwind. Der EuroStoxx 50 stieg am späten Vormittag um 1,5 Prozent auf 3579,24 Zähler. Der Pariser Leitindex Cac 40 kletterte um 1,2 Prozent auf 6155,75 Punkte. Für den Londoner FTSE 100 ging es um 0,8 Prozent auf 7275,25 Punkte nach oben.
Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect begründete die Gegenbewegung mit der stark überverkauften Situation. Die Abwärtsdynamik sei zuletzt "zu heftig" gewesen, sodass es nun zu selektiven Käufen komme. "Von einer Erholung des Gesamtmarktes kann noch keine Rede sein", warnte Lipkow.
Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets verwies auch auf die Beruhigung am US-Anleihemarkt. "Gestern stieg die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe zunächst über die Marke von 3,2 Prozent, gab dann aber wieder nach", so Molnar. "Kann der Zinsanstieg auch in den kommenden Tagen gebremst werden, besteht die Chance auf eine Bodenbildung vor allem bei den stark überverkauften Technologiewerten, was auch den Gesamtmarkt stabilisieren dürfte."
In der Spitzengruppe des Feldes lagen die volatilen Autowerte. Sie erholten sich damit von den Abgaben am Vortag. Noch besser entwickelten sich die Bauwerte. Hier zogen Holcim (SIX:HOLN) um 3,2 Prozent an. Die indische Tochter ist laut einem Medienbericht im Visier der JSW (WA:JSW) Group. Das Stahl- und Energiekonglomerat des indischen Industriellen Sajjan Jindal will demzufolge ein Kaufangebot in der Höhe von 7 Milliarden US-Dollar für das Indien-Geschäft von Holcim vorlegen.
Leichter tendierten dagegen die Ölwerte (NYSE:XLE), nachdem sich die Korrektur der Ölpreise vom Vortag fortgesetzt hatte. "Die kräftige Senkung der offiziellen Verkaufspreise für asiatische Abnehmer durch Saudi-Arabien wurde von einigen Marktteilnehmern offenbar als Anzeichen einer schwächeren Ölnachfrage interpretiert", merkte Analyst Carsten Fritsch von der Commerzbank (ETR:CBKG) an. Die strikte Null-Covid-Strategie in China hemme die dortige Ölnachfrage.
Zu deutlichen Kursveränderungen kam es bei kleineren Werten. Aktien von Swedish Match (F:SWMC) sprangen um über 23 Prozent nach oben. Laut dem "Wall Street Journal" hätten sowohl der schwedische Tabak- und Zündholzhersteller als auch Philip Morris (NYSE:PM) International Gespräche über eine Übernahme durch die Amerikaner bestätigt, schrieb Analyst Jared Dinges von JPMorgan (NYSE:JPM). Er bezifferte die Wahrscheinlichkeit, dass die Transaktion über die Bühne geht, auf mindestens 50 Prozent.
Die Aktien der Versandapotheke Zur Rose (SIX:ROSEG) brachen dagegen um 10,7 Prozent ein. Nach einem Bericht einer Branchenzeitschrift wurde bei der geplanten Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland weiterhin kein konkreter Fahrplan beschlossen.