PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen haben sich am Donnerstag wieder auf Talfahrt begeben. Nach einem kurzen Aufbäumen am Mittwochnachmittag ging es beim EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) schon wieder um 0,96 Prozent auf 2964,54 Punkte bergab, weil eine Umsatzwarnung des US-Technologiekonzerns Apple (2:AAPL) die Konjunktursorgen der Anleger verstärkte.
An den wichtigsten Länderbörsen ging es entsprechend bergab: Der französische Cac 40 (CAC 40) sackte um etwa 1 Prozent auf 4640,90 Punkte ab. Der britische FTSE 100 (GB0001383545) fiel derweil nur um vergleichsweise moderate 0,31 Prozent auf 6713,60 Punkte. In New York deuteten sich derweil erneute Verluste an, nachdem sich der Dow am Vortag vor den Apple-News letztlich noch knapp in die Gewinnzone gerettet hatte.
Am Vortag schon hatten über weite Strecken Stimmungsdaten aus der chinesischen Industrie den Markt enttäuscht. Nun legte Apple ein weiteres Zeugnis darüber ab, dass sich die Perspektiven mit Blick auf das Wachstum in China eintrüben. Der iPhone-Hersteller hat seine erfolgsverwöhnten Aktionäre mit einem schwachen Weihnachtsgeschäft und einer Umsatzwarnung geschockt. Konzernchef Tim Cook hatte dabei die schwächeren iPhone-Verkäufe in China als Hauptgrund aufgeführt.
Im Kielwasser des Apple-Schocks flüchteten Anleger in Scharen aus dem Technologiesektor, wie dessen Teilindex Stoxx Europe 600 Technology mit einem deutlichen Rutsch um 3 Prozent zeigt. Vor allem im Halbleitersektor, wo einige Unternehmen viel Geld mit dem Großkunden Apple verdienen, fand ein regelrechter Kursrutsch bei einigen Aktien statt.
Allen voran brachen AMS in Zürich, wo im neuen Jahr erstmals gehandelt wurde, um 16,3 Prozent ein. STMicroelectronics (9:STM) folgten dem in Paris mit einem 8-prozentigen Abschlag. Auch in der weitergehenden Lieferkette des Chipsektors hinterließ dies seine Spuren: Titel des Industrieausrüsters ASML (7:ASML) etwa fielen als Eurostoxx-Schlusslicht um knapp 5 Prozent.
Doch nicht nur in der Technologiebranche zogen die getrübten Perspektiven in China eine Flucht der Anleger nach sich. Deutlich ging es auch für einige Unternehmen aus der Luxusgüterbranche bergab, für die das Reich der Mitte ebenfalls als großer Wachstumstreiber gilt. LVMH (9:LVMH) und Kering (9:PRTP) mischten sich im EuroStoxx mit Abschlägen von bis zu 3,4 Prozent unter die größten Verlierer.
In der Branchenwertung wurden konjunktursensitive Aktien allgemein von Anlegern abgestoßen. Der Teilindex der Minenwerte fiel um fast 2 Prozent und jener der Chemie- und Industriegüterunternehmen um mehr als 1 Prozent. Als positive Ausnahme verblieb einzig die als defensiv geltende Telekombranche mit einem kleinen Aufschlag auf ihren Branchenindex.
In Zürich waren Nestle (5:NESN) nach einem positiven Analystenkommentar mit einem Anstieg um 1,2 Prozent eine positive Ausnahme. Die Schweizer Großbank UBS (SIX:UBSG) sieht bei den Papieren des Lebensmittelhersteller nach zuletzt schwacher Kursentwicklung einen guten Einstiegszeitpunkt gekommen. Analystin Pinar Ergun sprach ihnen nun eine Kaufempfehlung aus.
In London gab es für die Anleger von Next eine erleichternde Nachricht: Nach den zahlreichen Rückschlägen, die Einzelhandelskonzerne zuletzt erlebten, ging es für die Papiere des Textilhändlers nach ersten Eckdaten zum Weihnachtsgeschäft um mehr als 6 Prozent bergauf. Am Markt hieß es, die Umsätze seien besser als erwartet ausgefallen. Dies überlagerte selbst eine Kappung der Jahres-Gewinnziele.