PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben sich am Donnerstag weiter erholt. Experten zufolge setzen die Anleger darauf, dass die griechische Schuldenkrise inzwischen eingepreist ist und ihre Auswirkungen auf die übrige Eurozone begrenzt werden können. Auch die Vorgaben der Aktienmärkte in Übersee stützten. Insbesondere die Stabilisierung in China nach dem vorangegangenen Kurssturz sorgte bei den hiesigen Investoren für Erleichterung.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) baute seine Anfangsgewinne aus und stand zuletzt 1,22 Prozent höher bei 3368,22 Punkten. Damit knüpfte der Leitindex der Eurozone an seine vortags begonnene Stabilisierung an - zuvor hatte ihn eine dreitägige Verlustserie bis auf dem tiefsten Stand seit Januar gedrückt.
Der CAC-40-Index (CAC 40) in Paris legte am Donnerstag um 1,24 Prozent auf 4696,34 Punkte zu. Außerhalb der Eurozone ging es für den Londoner FTSE 100 (ISE:UKX) um 0,68 Prozent auf 6534,57 Punkte nach oben. Die Börse in Athen bleibt bis einschließlich Montag (13. Juli) geschlossen.
Für Griechenland ist die letzte Frist zur Vorlage neuer Reform- und Sparvorschläge angebrochen. Sollten die Finanzminister der anderen Euro-Staaten bis Mitternacht keine detaillierte Liste aus Athen erhalten, bekommt Athen höchstwahrscheinlich auch kein neues Hilfspaket.
Den förmlichen Antrag auf neue Milliardenkredite hat die griechische Regierung inzwischen beim Euro-Rettungsschirm ESM gestellt, der Ausgang des Prüfverfahrens ist aber völlig offen. Nur wenn die Reformliste letztlich auch zustimmungsfähig ist, kann der EU-Sondergipfel am Sonntag weitere Hilfen bewilligen - oder den Abschied Griechenlands aus der Eurozone ("Grexit") einleiten.
Im europäischen Branchenvergleich waren am Donnerstag die zuletzt gebeutelten Autotitel der Favorit der Anleger: Der Subindex (DJX:SXAP) im marktbreiten Stoxx Europe 600 stieg um 2,05 Prozent. Dahinter legten die Banken- (DJX:SX7P) und Versicherer-Indizes (DJX:SXIP) um je gut anderthalb Prozent zu. Schlusslicht in der Übersicht war hingegen der Index der Öl- und Gasunternehmen (DJX:SXEP), der nur ein Plus von 0,09 Prozent schaffte. Hier bremste eine skeptische Branchenstudie der französischen Investmentbank Exane BNP Paribas.
Zu Einzelwerten gab es kaum Meldungen. Die dünne Nachrichtenlage dürfte sich aber bald ändern. Denn am Mittwoch nach dem Handelsschluss an der Wall Street hatte der Aluminiumkonzern Alcoa (NYSE:AA) (ETR:ALU) mit seinen Quartalszahlen die US-Berichtssaison eingeläutet. Mit etwas zeitlichem Verzug beginnt dann auch der Zahlenreigen bei den europäischen Unternehmen.
In London legten die Aktien von Bwin.party Digital Entertainment dank einer Übernahmeofferte um 2,02 Prozent auf 101,10 Pence zu. Konkurrent GVC Holding bietet 110 Pence je Aktie in bar und eigenen Anteilsscheinen, was Bwin.party mit mehr als 900 Millionen britischen Pfund bewertet. Damit stach GVC eine niedrigere Offerte des Rivalen 888 Holdings aus. Während die GVC-Titel 0,45 Prozent gewannen, ging es für 888 Holdings um 1,43 Prozent hoch.