PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen haben ihren jüngsten Erholungskurs am Donnerstag fortgesetzt. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) stieg am späten Vormittag um 0,57 Prozent auf 3535,39 Punkte und erreichte den höchsten Stand seit zwei Wochen. Er setzte sich damit oberhalb der Marke von 3500 Punkten ab, unter die er Ende Juni gerutscht war.
Der Markt profitierte wie schon am Vortag weiter von den Aussagen der US-Notenbankchefin Janet Yellen. Das von ihr in Aussicht gestellte behutsame Vorgehen bei weiteren Leitzinsanhebungen hatte am Mittwoch schon den Märkten nach oben verholfen und den US-Leitindex Dow Jones Industrial (Dow Jones Industrial Average) letztlich auf ein Rekordhoch gehievt. Experten werteten ihre Worte als Signal gegen einen steilen geldpolitischen Straffungskurs, der Aktien in der Theorie weniger attraktiv gemacht hätte.
Der französische Leitindex CAC-40 (CAC 40) rückte in ähnlichem Maße wie der EuroStoxx auf 5252,44 Zähler vor. Der Londoner FTSE 100 (GB0001383545) jedoch lag nur knapp mit 0,03 Prozent über Wasser bei 7418,90 Punkten. Anleger sorgten sich bei britischen Aktien vor allem um das starke Pfund, das die Exporte der Unternehmen verteuern kann. Freundliche und stark gewichtete Minenwerte verhinderten jedoch einen Abschlag beim britischen Leitindex.
Belastet wurde der "Footsie" aber von einem fast 5-prozentigen Kursrutsch bei den Pharmaaktien von Astrazeneca (3:AZN). Für Aufregung sorgten hier Medienspekulationen über einen möglichen Wechsel des Vorstandschefs Pascal Soriot zum Rivalen Teva (1:TEVA). Citigroup-Analyst Andrew Baum stellte die Glaubwürdigkeit der Berichte aber in Frage - unter anderem wegen dem Zeitpunkt.
Angesichts von Medienberichten, in denen neue Abgas-Vorwürfe gegen Daimler (4:DAIGn) erhoben werden, startete der Teilindex der Automobilbranche zwar nach seiner jüngsten Gewinnserie schwach in den Tag. Der Branchenindex berappelte sich aber und drehte zuletzt moderat ins Plus. Auch Daimler-Papiere konnten ihre Verluste auf zuletzt weniger als 1 Prozent reduzieren. Börsianer werteten die Diskussion letztlich als nicht neu.
Führend in der Sektorwertung waren derweil die Telekomwerte (STOXX Europe 600 Telecom), deren Teilindex im marktbreiten Stoxx-600-Index um 1,66 Prozent stieg. Branchenführer war hier die Aktie der britischen BT Group (3:BT) mit mehr als 3 Prozent Plus. Orange (9:ORAN) und Telefonica (11:TEF) waren im EuroStoxx mit jeweils fast 2 Prozent unter den größten Gewinnern.
In Paris gehörten ArcelorMittal zu den Favoriten. Die Titel des Minenkonzerns rückten um 2,5 Prozent vor, nachdem sie von der Deutschen Bank (DE:DBKGn) zum Kauf empfohlen wurden. Laut Analyst Bastian Synagowitz werde bei dem Stahlkonzern das zyklische Aufwärtspotenzial unterschätzt. Bei den "attraktiv bewerteten" Titeln hält er sogar eine Kursverdopplung für denkbar.