PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen haben am Donnerstag leicht geschwächelt. Mäßige US-Vorgaben und rückläufige US-Futures belasteten, während die anstehende Sitzung der Europäischen Notenbank zum Abwarten einlud.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank am Mittag um 0,43 Prozent auf 4979,71 Punkte. Der französische Cac 40 trat unterdessen auf der Stelle, während der britische FTSE 100 um 0,1 Prozent auf 7953,64 Punkte nachgab.
Mit den US-Verbraucherpreisen am Vortag hatten Zinssenkungshoffnungen einen erneuten Dämpfer erhalten. "Die Inflation in den USA erweist sich als hartnäckiger als gedacht und das schon einmal befürchtete Angst-Mantra des Marktes eines Szenarios höher für länger kehrt in die Köpfe der Investoren zurück", betonte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.
Allerdings sei die Lage im Euroraum nicht ganz mit der in den USA zu vergleichen. Daher seien Zinshoffnungen hier weiter angebracht. "Anders in der Eurozone, wo der Motor so gar nicht rund läuft und gleichzeitig die Inflation fast am Zwei-Prozent-Ziel angekommen ist und deshalb die EZB gar nicht anders kann, als die Zinsen zu senken", so Molnar. "Wir erwarten, dass die Zinsen um 25 Basispunkte im Juni gesenkt und weitere Lockerungen bis Jahresende folgen werden", merkten die Volkswirte der Landesbank Helaba dazu an.
Stärkster Sektor waren die Ölwerte (NYSE:XLE). Sie profitierten einmal mehr vom robusten Ölpreis. Seit Wochenbeginn bewegen sich die Rohölpreise knapp unterhalb ihrer Höchststände seit Oktober, die sie in der vergangenen Woche markiert hatten. Seit Jahresbeginn hat sich europäisches Erdöl um etwa 13 Dollar oder 17 Prozent verteuert.
Ansonsten hielten sich defensive Sektoren wie Versorger (NYSE:XLU) und Nahrungsmittelwerte im Plus. Ausnahme waren die Telekomtitel. Hier belasteten die Verluste des Schwergewichts Deutsche Telekom (ETR:DTEGn) . Auch um den Dividendenabschlag bereinigt tendierte der Wert schwach. Die Analysten der UBS (SIX:UBSG) merkten in einer Studie an, dass der Bund in diesem und im nächsten Jahr jeweils 4 Milliarden Euro aus Privatisierungen und Anlageverkäufen erlösen wolle, um einen Ausbau der Deutschen Bahn zu finanzieren. Von einem Paket DHL-Aktien im Volumen von 2,2 Milliarden Euro habe sich der Bund bereits getrennt. Das wiederum könne bedeuten, dass der Bund im weiteren Jahresverlauf ein 1,8 Milliarden Euro schweres Paket Aktien der Deutschen Telekom an den Markt bringen werde.
Unter den Chemiewerten konnten Givaudan (SIX:GIVN) anfängliche Gewinne nicht halten. Der Aromen- und Duftstoffhersteller hatte im ersten Quartal organisch massiv zugelegt und die Erwartungen deutlich übertroffen. Die Aktie ist allerdings seit Oktober von rund 2800 auf über 4100 Franken in der Spitze gestiegen und daher korrekturanfällig. Givaudan fielen um 1,1 Prozent.
Im schwächelnden Bankensektor ragten Societe Generale (EPA:SOGN) mit zwei Prozent Plus dagegen positiv hervor. Die französische Bank hatte angekündigt, sich von einer Tochtergesellschaft im Wert von 1,1 Milliarden Euro trennen zu wollen.
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