FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutschen Aktienmarkt dürfte am Freitag erleichtert auf den weiteren Verbleib Schottlands als Teil Großbritanniens reagieren. Auch die anhaltende Rekordrally in den USA könnte für gute Stimmung sorgen. Der X-Dax als außerbörslicher Indikator für den deutschen Leitindex F:DAX stand zuletzt bei 9862 Punkten und damit 0,65 Prozent über dem Xetra-Schlusskurs vom Donnerstag. Zur Wochenmitte hatte bereits die Hoffnung auf eine Fortsetzung der aktienfreundlichen US-Geldpolitik das Börsenbarometer angetrieben. Der Future auf den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 F:SX5E gewann zuletzt 0,80 Prozent. Der britische Leitindex FTSE 100 (ISE:UKX) dürfte sogar noch deutlicher anziehen.
Die Bevölkerung Schottlands sprach sich in einem Referendum mehrheitlich gegen die Unabhängigkeit von Großbritannien aus. Nach Auszählung von 30 der 32 Wahlbezirke lag das "No"-Lager am Freitagmorgen uneinholbar vorn, wie die lokalen Wahlleitungen mitteilten. Erwartet wurde ein Ergebnis von 55 Prozent gegen die Unabhängigkeit. Im Falle einer Abspaltung hatten Börsianer Turbulenzen an den Finanzmärkten befürchtet. Zudem hatten die wichtigsten US-Indizes tags zuvor ihre Rekordrally fortgesetzt und so zusammen mit der Erholung in Asien einen freundlichen Trend vorgegeben.
SAP MIT ÜBERNAHME IM BLICK
Darüber hinaus ist an diesem Freitag wieder "Hexensabbat": An diesem Tag laufen Terminkontrakte auf Aktien und Indizes an den Terminbörsen aus. Von diesem "großen Verfall" sprechen Börsianer dann, wenn der letzte Handelstag aller vier Derivate-Typen, also der Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien, auf den gleichen Tag fällt. Infolgedessen können die Kurse auch ohne aktuelle Nachrichten stark schwanken.
Unternehmensseitig stehen die Aktien von SAP F:SAP im Fokus. Der Softwarekonzern wagt sich an seine bisher teuerste Übernahme. SAP will Concur, einen US-Anbieter von Firmensoftware für Reisemanagement und Reisekostenabwicklung, für rund 6,5 Milliarden Euro übernehmen. Ein Händler sprach von einem teuren Deal, der die Margen verwässern dürfte. Als Belastung hinzu kämen enttäuschende Quartalszahlen des US-Rivalen Oracle (NAS:ORCL) (FSE:ORC). Die Papiere gaben im vorbörslichen Handel beim Broker Lang & Schwarz (L&S) um ein Prozent nach.
Anteilsscheine der Deutschen Bank F:DBK profitierten mit plus 1,52 Prozent von einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ), wonach Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) das Trennbankengesetz entschärfen und Banken damit mehr Freiraum für Spekulationsgeschäfte im eigenen Haus geben will. Die Aktien der Deutschen Telekom legten vorbörslich 1,33 Prozent zu. Händler-Angaben zufolge stufte die Citigroup die Papiere von "Hold" auf "Buy" hoch.
SINGULUS BRECHEN EIN
Titel des ehemals im TecDax F:TDXP notierten Unternehmens Singulus Technologies F:SNG brachen bei L&S um mehr als 16 Prozent ein. Der Maschinenbauer hatte mitgeteilt, dass das laufende Jahr hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei. Ansonsten dürften positive Analystenkommentare die Kurse von zwei Technologieunternehmen antreiben. So zogen die Papiere des Minicomputer-Herstellers Kontron F:KBC und des Spezialmaschinenbauers Aixtron (ETR:AIXA) vorbörslich um jeweils mehr als drei Prozent an. Für die im Dax notierten Anteilsscheine des Versorgers RWE F:RWE ging es nach einer Kaufempfehlung der Privatbank Berenberg um mehr als ein Prozent hoch.
Indes wirft bereits eine Indexumstellung seine Schatten voraus: Der MDax F:MDAX bekommt am Montag einen weiteren Immobilientitel. Ab dem 22. September werden die Papiere der Deutschen Annington SE F:ANN in den nach dem Dax zweitwichtigsten deutschen Aktienindex aufgenommen. Neben dem seit Juli 2013 an der Börse notierten größten deutschen Wohungsunternehmens steigt der Gabelstaplerhersteller Kion F:KGX in den MDax auf. Professionelle Investoren stellen sich bereits an diesem Freitag auf die Umstellungen ein.