FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Sorgen um die Geschäfte der deutschen Wirtschaft mit China sind den Anlegern auch am Mittwoch auf den Magen geschlagen. Bis zum Nachmittag verlor der Dax (DAX) 2,31 Prozent auf 11 032,23 Punkten; damit büßte der Leitindex fast so stark ein wie am Vortag. Zwischenzeitlich fiel der Dax sogar unter die markante Schwelle von 11 000 Punkten. Auch die anderen Weltbörsen knüpften an die deutlichen Verluste vom Dienstag an.
Für den MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte ging es am Mittwoch um weitere 2,13 Prozent auf 20 383,89 Punkte nach unten und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) verlor 1,50 Prozent auf 1732,27 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) fiel um 2,30 Prozent auf 3522,26 Punkte zurück.
ZWEITE YUAN-ABWERTUNG UND SCHWACHE DATEN AUS CHINA
Die Zeichen mehren sich, dass die chinesische Wirtschaft ernste Probleme hat: Nicht nur dass die Zentralbank die Landeswährung Yuan den zweiten Tag in Folge deutlich abgewertet hat - das nationale Statistikamt berichtete auch über eine schwächer als erwartet gestiegene Industrieproduktion und ein enttäuschendes Wachstum im Einzelhandel. Diese Entwicklung belaste den deutschen Aktienmarkt mit seinen vielen exportorientierten Unternehmen deutlicher als andere europäische Börsen, sagte IG-Marktstratege Chris Weston.
Eine schwächere chinesische Währung macht Waren aus anderen Ländern für chinesische Käufer teurer; umgekehrt stärkt sie die Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Waren auf dem Weltmarkt. Auch legte der Euro zum US-Dollar deutlich zu, da Anleger infolge der Yuan-Abwertung eine Verschiebung der Zinswende in den USA für möglich halten. Ein wieder erstarkter Euro könnte die deutsche Exportwirtschaft zusätzlich belasten.
AUTOTITEL UND HENKEL UNTER DRUCK
Die Autowerte gerieten nach dem Vortagsrutsch erneut unter die Räder: Die Aktien von Daimler (XETRA:DAIGn) und BMW (XETRA:BMWG) verloren 3,97 beziehungsweise 3,09 Prozent und Volkswagen (VW) (XETRA:VOW3) gaben 2,94 Prozent ab. Die exportabhängige Branche leidet besonders stark unter der Entwicklung in China. Analyst Stuart Pearson (LONDON:PSON) von der französischen Investmentbank Exane BNP Paribas rechnet bis ins kommende Jahr hinein mit schwachen Margen der Autobauer in China. Vor allem die deutschen Hersteller stünden in der Schusslinie, warnte der Experte.
Zudem richteten sich die Blicke auf die Berichtssaison der Unternehmen. Abgeschlagenes Dax-Schlusslicht waren die Aktien von Henkel (ETR:HEN3) mit minus 7,58 Prozent. Der Konsumgüterkonzern habe im zweiten Quartal die Markterwartungen etwas verfehlt, schrieb Analyst Herbert Sturm von der DZ Bank. Insbesondere das Umsatzwachstum aus eigener Kraft - also ohne Berücksichtigung von Zukäufen - sei etwas schwächer ausgefallen als erwartet.
EON EINER VON ZWEI DAX-GEWINNERN
Besser erging es den Titeln von Eon (ETR:EOAN) - mit plus 0,43 Prozent einziger Gewinner im Dax neben der Lufthansa (XETRA:LHAG). Der Energiekonzern berichtete zwar wegen wegbrechender Gewinne der klassischen Stromerzeugung einen operativen Gewinneinbruch (bereinigtes Ebitda) für das erste Halbjahr. Dies hatten Analysten aber schon erwartet. Dafür lag der bereinigte Überschuss, der dank geringerer Zins- und Steuerlasten sowie Bewertungseffekten deutlich zulegte, etwas über den Erwartungen.
An der MDax-Spitze arbeiteten sich die Aktien von Bilfinger (XETRA:GBFG) mit 3,22 Prozent ins Plus vor. Der kriselnde Bau- und Dienstleistungskonzern rutschte im ersten Halbjahr wegen hoher Abschreibungen auf das Kraftwerksgeschäft und Umbaukosten tief in die Verlustzone. Die operativen Trends wertete Commerzbank-Analyst Norbert Kretlow indes positiv.
TALANX ÜBERRASCHT POSITIV
Beim Versicherer Talanx (XETRA:TLXGn) konnten sich die Aktionäre über einen Kursanstieg von 0,30 Prozent freuen. Der operative Gewinn sei besser ausgefallen als erwartet, lobte Analyst Philipp Häßler vom Investmenthaus Equinet. Zudem seien die niedrigeren neuen Ziele für 2015 sowie die Abschreibungen bereits angekündigt worden.
Schwache Zahlen ließen indes LPKF (XETRA:LPKG) um 6,07 Prozent absacken. Der Lasertechnikspezialist rutschte im zweiten Quartal tief in die Verlustzone. Einem Börsianer zufolge braucht das Unternehmen nun ein starkes zweites Halbjahr, um seine Jahresziele zu erreichen. Zudem sei die TecDax-Mitgliedschaft der Aktie in Gefahr.