FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach seiner jüngsten Talfahrt hat der Dax am Dienstag zur Gegenbewegung angesetzt. Der deutsche Leitindex kletterte bis zum Mittag steil bergauf und stand zuletzt mit 2,03 Prozent im Plus bei 10 345,42 Punkten.
Börsianer begründeten die Kurszuwächse zum einem mit Rückenwind von der Wall Street und der Stabilisierung beim Ölpreis. Experte Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner verwies zudem auf die verbesserten ZEW-Konjunkturerwartungen, die den Markt gestützt hätten.
Ein erster Erholungsversuch war dem Dax am Vortag missglückt, da die Turbulenzen an den Rohstoffmärkten und vor allem beim Öl ihn wieder in die Knie zwangen. Im zweiten Anlauf könnte es dem deutschen Leitindex nun gelingen, sich zu stabilisieren, glaubt Lipkow.
Auch der MDax (MDAX) der mittelgroßen Aktienwerte konnte zulegen. Er stand am Dienstagmittag mit 1,42 Prozent im Plus bei 20 245,62 Zählern. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) stieg um 0,96 Prozent auf 1758,26 Punkte. Der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) rückte um 1,99 Prozent auf 3201,58 Punkte vor.
ZEW-INDIKATOR STEIGT ERNEUT
Die Anleger warteten mit immer größerer Spannung auf die Entscheidung der US-Notenbank Fed am Mittwochabend zu den Leitzinsen, die erstmals seit der Finanz- und Wirtschaftskrise angehoben werden könnten. "Sollte die Fed tatsächlich wie erwartet die Zinswende einläuten, dürfte das für Erleichterung am Markt sorgen und die Kurse hierzulande könnten weiter steigen", so Lipkow. Denn damit sei endlich die Unsicherheit aus dem Markt.
Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten haben sich im Dezember zum zweiten Mal in Folge aufgehellt. Der Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sei um 5,7 Punkte auf 16,1 Zähler gestiegen. Bankvolkswirte hatten mit einem geringeren Anstieg gerechnet. "Obwohl am Aktienmarkt zuletzt Verluste verbucht werden mussten, ist die Stimmung unter den befragten Finanzexperten offenbar gut", kommentierten die Experten der Helaba.
Am Nachmittag stehen zudem einige Konjunkturdaten aus den USA an, unter anderem zur Inflation. Sie sind im Hinblick auf die mögliche Zinswende in den USA von besonderer Bedeutung.
VERSORGER STARK
Das Dax-Tableau zeigte unterdessen am Dienstag nur Gewinner: An der Index-Spitze lagen die Energieverorger Eon (XETRA:EONGn) und RWE (XETRA:RWEG) mit einem Plus jeweils rund 4 Prozent. Allerdings hatten die Aktien zuletzt auch deutlich verloren. Die Abschläge im Zuge des Klimavertrags von Paris seien aber übertrieben gewesen, sagte ein Händler.
Eine frische Kaufempfehlung von Goldman Sachs schob die Deutsche Post (ETR:DPW) um knapp 4 Prozent an. Nach der jüngsten Talfahrt empfahl Analyst Matija Gergolet nun den Einstieg in die Aktie, da die Gelegenheit günstig sei.
METRO ERFREUT ANLEGER - DIALOG SENKT UMSATZPROGNOSE
Bei der Metro (XETRA:MEOG) klingelten im abgelaufenen Geschäftsjahr 2014/15 die Kassen. Der Verkauf der Warenhaustochter Galeria Kaufhof hat dem MDax-Unternehmen den Gewinn aufpoliert. Die Aktie stieg um zuletzt um 1,24 Prozent.
Keinen Grund zur Freude bereitete dagegen Dialog Semiconductor (DE:DLGS) (ETR:DLG) den Anlegern. Der Apple-Lieferant (ETR:APC) (NASDAQ:AAPL) senkte seine Umsatzprognose für das vierte Quartal wegen eines schleppenden Geschäfts mit Smartphone-Chips. Die Aktie rauschte zwischenzeitlich um mehr als 18 Prozent ab auf den tiefsten Stand seit Ende Oktober 2014, zuletzt stand das Papier noch mit rund 5 Prozent im Minus.