FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor den mit Spannung erwarteten US-chinesischen Gesprächen auf dem G20-Gipfel hat sich der deutsche Aktienmarkt am Freitag bis zum Mittag im Plus gehalten. "Die Märkte hoffen, dass die Verhandlungen zwischen den USA und China wieder an Schwung gewinnen", sagte Marktbeobachter Milan Cutkovic von Axitrader. Der Dax verbuchte zuletzt einen Aufschlag von einem halben Prozent auf 12 331,85 Punkte.
Der MDax (MDAX), in dem die Aktien mittelgroßer Unternehmen vertreten sind, notierte zuletzt bei 25 481,52 Punkten - ein Zuwachs von 0,55 Prozent. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) kletterte um 0,33 Prozent auf 3453,72 Zähler.
Weil die Anleger vor dem Treffen von Trump und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping am Samstag kein unnötiges Risiko eingehen wollen, war der Dax nach seiner Rally mit dem Sprung auf ein Jahreshoch zuletzt kaum mehr vom Fleck gekommen. Auf Wochensicht steht ein leichtes Minus im Dax zu Buche. Insgesamt dürfte die Monatsbilanz für den deutschen Leitindex aber deutlich positiv ausfallen, da die Notenbanken mit Hinweisen auf eine lockerere Geldpolitik für Kursauftrieb gesorgt hatten. Sie wollen sich gegebenenfalls mit möglichen Zinssenkungen gegen einen drohenden Konjunkturabschwung stemmen.
Nicht zuletzt der US-chinesische Handelsstreit gilt als Quelle der sich eintrübenden weltweiten Konjunkturaussichten. Das Treffen der Staatsoberhäupter der USA und Chinas auf dem G-20-Gipfel im japanischen Osaka dürfte daher auch die Reaktionen der Notenbanken beeinflussen und die Entwicklung an den Börsen.
Dabei stehen laut Axitrader-Experte Cutkovic aktuell zwei Szenarien im Raum: Ein positiver Ausgang mit einer Wiederaufnahme der Gespräche und einer Verschiebung neuer Zölle, wodurch die Aktienrally der vergangenen Wochen weitergehen sollte. "Ein Scheitern der Gespräche hätte jedoch schwerwiegende Folgen für die Finanzmärkte, da das Risiko einer Rezession deutlich steigen dürfte", warnte der Experte.
Auf Unternehmensseite lief am Freitag das Börsendebut seiner Lkw- und Bustochter Traton (105:8TRA) für den Volkswagen (4:VOWG_p)-Konzern eher schleppend an. Die Papiere rutschten unter ihren Ausgabepreis von 27 Euro.
Ein bestandener Stresstest für die Deutsche Bank (4:DBKGn) in den USA wurde hingegen von den leidgeplagten Aktionären des Geldinstituts gebührend gefeiert: Die Papiere kletterten mit einem Kursplus von knapp vier Prozent an die Dax-Spitze. Commerzbank (4:CBKG)-Papiere wurden mitgezogen und verteuerten sich um rund Prozent.
Adidas (DE:ADSGN) stemmten sich gegen schlechte Branchennachrichten vom Wettbewerber Nike (NYSE:NKE), der ein überraschend schlechtes Quartal ausgewiesen hatte. Mit zweieinhalb Prozent Plus gehörten sie ebenfalls zu den Dax-Favoriten. Im MDax kletterten die Papiere des Rivalen Puma (DE:PUMG) auf ein Rekordhoch.
Die Anteile der Konsumgüterhersteller Beiersdorf und Henkel (DE:HNKG_p) profitierten unterdessen von einer Kaufempfehlung der britischen Investmentbank HSBC mit plus 0,82 Prozent beziehungsweise plus 1,57 Prozent. Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck (DE:MRCG) KGaA landete dagegen nach einer Verkaufsempfehlung der US-Investmentbank Bank of America (NYSE:BAC) (BofA) mit einem Abschlag von einem halben Prozent am Dax-Ende.
In den hinteren Börsenreihen verteuerten sich die Papiere des Bausoftware-Herstellers Nemetschek (4:NEKG) nach dem vollzogenen Aktiensplit um mehr als sieben Prozent und führten damit den MDax an. Im SDax (SDAX) stiegen Hornbach nach Quartalszahlen auf das Siegerpodest mit einen Kursplus von mehr als sechs Prozent. Die Baumarktholding hatte zum Jahresstart ein Umsatz- und Gewinnplus ausgewiesen und die Jahresziele bekräftigt.