FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einem schwankenden Auftakt hat sich der Dax (DAX) am Donnerstag für einen vorsichtigen Erholungsversuch entschieden. Nachdem negativ aufgenommene Unternehmenszahlen einiger Indexmitglieder den Leitindex am Morgen über weite Strecken bremsten, konnte er sich zur Mittagszeit ein Stück weit im Plus absetzen. Zuletzt gewann er 0,20 Prozent auf 12 447,54 Punkte.
In der zweiten deutschen Börsenreihe legte der Mittelgroße-Werte-Index MDax (MDAX) um 0,30 Prozent auf 25 613,47 Punkte zu. Noch deutlicher auf Erholungskurs befand sich das Technologiewerte-Barometer TecDax (TecDAX) mit einem Anstieg um 0,55 Prozent auf 2580,85 Punkte. Auf europäischer Bühne bewegte sich der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ebenfalls leicht in der Gewinnzone.
"Der Dax sucht noch seine Richtung", fasste Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets das Geschehen am Morgen zusammen. Neben der Berichtssaison behielten die Anleger den US-Anleihemarkt im Blick, der sich zuletzt als Bremsklotz erwiesen hatte. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen verblieb über der Drei-Prozent-Marke und damit auf ihrem höchsten Niveau seit vier Jahren.
Gespannt wird außerdem am Nachmittag auf den Zinsentscheid in der Eurozone geblickt - auch wenn wesentliche Änderungen in der Kommunikationsweise als unwahrscheinlich gelten. "Der Europäischen Zentralbank sind heute die Hände gebunden", merkte Stanzl an. Er sieht die Währungshüter in einer Bredouille zwischen einer gewünschten normalisierten Geldpolitik, aber nur niedrigem Handlungsdruck durch eine geringe Inflation.
Auf Unternehmensseite sahen die Anleger im Dax eher Schatten als Licht: Allen voran ging es für die Papiere der Lufthansa (4:LHAG) sehr deutlich um fast 6 Prozent bergab. Das bereinigte operative Ergebnis der Kranichlinie verfehlte im ersten Quartal die Erwartungen - vor allem wegen der teuren Integration von Air-Berlin-Teilen. Die Aktie fiel auf den tiefsten Stand seit Oktober.
Nur wenig besser erging es den Covestro (4:1COV)-Aktionären, die bei ihren Papieren einen Abschlag von knapp 2,8 Prozent einstecken mussten - obwohl der Jahresauftakt des Kunststoffkonzerns eigentlich auf positive Reaktionen stieß. Vor allem in den Anfangsminuten ging am Markt aber ein regelrechter Abverkauf über die Bühne, von dem sich sie Papiere bis zuletzt nicht richtig erholen konnten.
Nach einem Gewinneinbruch starteten auch die Aktien der Deutschen Bank (4:DBKGn) deutlich schwächer. Dann aber schüttelten die Aktionäre ihre Sorgen ab und konzentrierten sich darauf, dass der neue Konzernchef Christian Sewing bei seinen Umbauplänen auf die Tube drückt und in den USA das Investmentbanking zusammenstreicht. Die Aktie standen zuletzt in etwa auf ihrem Vortagsniveau.
Der große Lichtblick im Dax war der Autosektor: Allen voran kletterten Volkswagen (4:VOWG_p) nach Zahlen des Konzerns um etwa 2 Prozent. Die Branche insgesamt erhielt Rückenwind von neuen Spekulationen über einen gelockerten Zugang zum wichtigen chinesischen Automarkt. Die BMW (4:BMWG)-Aktien kletterten vor diesem Hintergrund um etwa 1 Prozent.
Auch unter den Nebenwerten schwankten Anleger nach Zahlen zwischen Freud und Leid: Sorgen um die Auftragslage ließen die Aktien des Gabelstaplerherstellers Kion (4:KGX) im MDax in der Spitze um 10 Prozent abrutschen, zuletzt fiel der Abschlag dann aber mit 4 Prozent deutlich milder aus.
Besser erging es nach Zahlen den Indexkollegen Fielmann (112:FIEG) und Wacker Chemie (4:WCHG) mit Gewinnen von etwas mehr als 2 Prozent. Die Optikerkette streute Optimismus für das laufende zweite Quartal. Den Spezialchemiekonzern trieben optimistische Töne zum Ausblick an.
Im TecDax konnten sich die Aktionäre von Aixtron (4:AIXGn) derweil nicht nachhaltig freuen. Erst ging es wegen guter Zahlen und einem optimistischeren Ausblick deutlich hoch, dann aber kippte die Stimmung und die Aktien rutschten sogar mit 3,5 Prozent ins Minus ab. Börsianer verwiesen dabei auf eine anspruchsvolle Bewertung der Aktie.