FRANKFURT (dpa-AFX) - Negativ interpretierte Wirtschaftsdaten aus der Eurozone haben die an sich gute Anlegerstimmung am deutschen Aktienmarkt am Donnerstag etwas getrübt. Der Dax (DAX) notierte am Mittag nur noch 0,34 Prozent höher bei 9693,28 Punkten. Am Morgen war er gestützt von positiven Vorgaben der Übersee-Börsen sowie unerwartet freundlichen Wirtschaftsdaten aus China noch um mehr als 1 Prozent auf knapp 9800 Punkte gestiegen. Auch die Einigung im US-Haushaltsstreit hatte für Entspannung gesorgt.
Am Mittwoch hatte der Dax eine Erholung eingeleitet. Zuvor war er belastet vom VW-Skandal auf ein Jahrestief gefallen. Das Minus von fast 12 Prozent im abgelaufenen Jahresviertel bedeutete das schwächste Quartal seit vier Jahren. Seit dem Rekordhoch im April bei 12.390 Punkten fiel der Dax um mehr als 20 Prozent.
"Allerdings wäre es falsch, die Bücher schon vor dem letzten Quartal zu schließen", warnen die Chartexperten von "Index Radar". Mit einem Niveau unter der 10 000er-Marke befinde sich der Dax wieder auf dem gleichen Stand wie zu Jahresbeginn. "Zurück auf Null" laute deshalb die Ansage nach neun Monaten, hieß es.
Der MDax (MDAX), der die mittelgroßen Werte repräsentiert, rückte am Donnerstag um 0,98 Prozent auf 19 468,08 Punkte vor. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) stieg um 0,22 Prozent auf 1751,54 Punkte. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) legte um 0,78 Prozent zu.
TOKIO STARK
Positive Impulse sendet derzeit vor allem die Tokioter Börse: Der Leitindex Nikkei-225-Index (FX1:N225) schloss 1,9 Prozent höher, nachdem er bereits am Vortag um 2,7 Prozent nach oben geklettert war. Gründe für die steile Aufwärtsbewegung sind Spekulationen um eine weitere geldpolitische Lockerung in Japan sowie besser als erwartet ausgefallene chinesische Konjunkturdaten. "Investoren hoffen nun auf eine 'weiche Landung' der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft", sagte Marktexperte Gregor Kuhn vom Broker IG.
Dagegen hat sich die Stimmung in den Industrieunternehmen der Eurozone im September zum dritten Mal in Folge eingetrübt. In Deutschland, Italien und Spanien fielen die Indikatoren zurück, liegen aber immer noch deutlich im Expansionsbereich. Positiv überraschte nur Frankreich.
K+S SEHR FEST NACH NEUEN ÜBERNAHMESPEKULATIONEN
Aus Unternehmenssicht standen K+S (XETRA:SDFGn) im Mittelpunkt des Anlegerinteresses. Die Aktien des Salz- und Düngerherstellers reagierten mit einem Plus von mehr als 6 Prozent auf aktuelle Übernahmespekulationen und waren damit Spitzenreiter im Dax. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) berichtete, arbeitet der kanadische Konzern Potash (NYSE:POT) hinter den Kulissen weiter unbeirrt an einer freundlichen Übernahme des Kasseler Unternehmens. Sollte der Pressebericht zutreffen, widerspräche er all dem jüngsten Gerede über ein erlahmendes Kaufinteresse oder ein bevorstehendes feindliches Übernahmenangebot von Potash, sagte ein Händler am Morgen.
Auch die Papiere der Autobauer setzten ihre Erholung nach zuletzt massiven Verlusten im Zuge des VW-Skandals um manipulierte Abgaswerte fort. VW-Vorzugsaktien (XETRA:VOW3) verteuerten sich um 2,56 Prozent. Die Titel von Daimler (XETRA:DAIGn) und BMW (XETRA:BMWG) stiegen um 1,05 beziehungsweise 0,69 Prozent.
ANALYSTENKOMMENTARE TREIBEN DEUTSCHE BÖRSE UND HEIDELCEMENT
Zu den Top-Werten im Dax zählten ferner die Deutsche Börse (XETRA:DB1Gn) und HeidelbergCement (XETRA:HEIG). Sie profitierten von positiven Analystenstudien und legten um 2,99 beziehungsweise 2,69 Prozent zu.
Zudem gab es am Donnerstag einen Börsengang: Der Internetportal-Anbieter Scout24 (ETR:G24) brachte seine Aktien an die Börse. Die Erstnotiz belief sich auf 30,75 Euro. Zuletzt wurden die Papiere allerdings bei 30,23 Euro und damit nur leicht über dem Ausgabekurs von 30 Euro gehandelt. Zu Scout24 gehören unter anderem die Marken Immobilienscout24 und Autoscout24.