FRANKFURT (dpa-AFX) - Die wieder zunehmenden Spannungen im Handelskonflikt zwischen den USA und China haben den deutschen Aktienmarkt am Freitag klar ins Minus befördert. Negative Impulse kamen auch von konjunktureller Seite: In Deutschland ist die Produktion im verarbeitenden Gewerbe um 1,6 Prozent gesunken, während Analysten mit einem Zuwachs um 0,2 Prozent gerechnet hatten. Für Zurückhaltung unter den Anlegern sorgt auch, dass der US-Arbeitsmarktbericht am Nachmittag ansteht.
Nachdem der Dax (DAX) am Vortag mit einem Plus von fast 3 Prozent noch den größten Tagesgewinn seit rund einem Jahr erzielt hatte, fiel er am Freitag im frühen Handel um 0,41 Prozent auf 12 254,71 Punkte. Der MDax (MDAX), der die Aktien mittelgroßer deutscher Unternehmen repräsentiert, sank um 0,36 Prozent auf 25 587,58 Punkte. Der Technologieindex TecDax (TecDAX) büßte 0,69 Prozent auf 2495,76 Punkte ein. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ging es um rund 0,5 Prozent nach unten.
Nachdem es im amerikanisch-chinesischen Handelsstreit am Vortag noch nach Entspannung ausgesehen hatte, scheint sich die Lage nun wieder in Richtung Eskalation zu entwickeln: US-Präsident Donald Trump lässt wegen "unfairen Vergeltungsmaßnahmen Chinas" zusätzliche Strafzölle auf chinesische Warenimporte im Volumen von 100 Milliarden US-Dollar prüfen. China reagierte scharf auf die überraschenden Drohungen und kündigte "umfassende Gegenmaßnahmen" an. Bereits zuvor hatten sich beide Länder gegenseitig mit Importzöllen auf Waren im Umfang von 50 Milliarden US-Dollar überzogen.
Bei den Sektoren standen am Freitag Technologiewerte im Fokus, nachdem die Aktien des südkoreanischen Elektronikkonzerns Samsung (60:005930) trotz starker Quartalszahlen klar ins Minus gerutscht waren. Ein Händler verwies auf Marktbefürchtungen, wonach der Boom im Halbleitersektor vor dem Ende stehe. Samsung gehört unter anderem zu den größten Herstellern von Speicherchips. Die Aktien von Infineon (4:IFXGn) verbilligten sich um rund 1 Prozent. Siltronic-Papiere (4:WAFGn) verloren 1,7 Prozent an Wert.
Unter den Einzelwerten stachen die Lufthansa-Aktien (4:LHAG) heraus. Sie profitierten von einer Kaufempfehlung der Schweizer Großbank UBS (SIX:UBSG) und stiegen an der Dax-Spitze um 1,7 Prozent. Die Kursverluste der Lufthansa-Papiere seit Jahresbeginn seien übertrieben, schrieb UBS-Analyst Jarrod Castle. In diesem Jahr dürfte die Fluggesellschaft höhere Gewinne erzielen und die Dividende erhöhen, glaubt der Experte.
Die Anteilsscheine von Wacker Chemie (4:WCHG) gewannen 1,3 Prozent und waren damit Spitzenreiter im MDax. Das Analysehaus Kepler Cheuvreux hatte die Titel des auf die Solarindustrie spezialisierten Chemieunternehmens von "Reduce" auf "Buy" hochgestuft und das Kursziel von 124 auf 165 Euro angehoben. Die jüngste Erholung der Polysiliziumpreise dürfte sich in den kommenden Wochen fortsetzen, schrieb Analyst Martin Jungfleisch und erhöhte seine Ergebnisprognosen (Ebitda) für die Jahre 2018 und 2019.