FRANKFURT (dpa-AFX) - Dank Signalen für ein Einlenken Griechenlands im Schuldenstreit ist das Dax-Rekordhoch (DAX) am Mittwoch wieder in Sichtweite gerückt. Auch Berichte über den Rückzug ukrainischer Regierungseinheiten aus der strategisch wichtigen Kleinstadt Debalzewo wurden positiv aufgenommen. "Der Aktienmarkt ist aktuell trotz aller Risiken viel widerstandsfähiger, als die meisten wahr haben wollen", sagte ein Börsianer. Selbst bei einem Scheitern der Verhandlungen mit Griechenland sollten sich die Auswirkungen in Grenzen halten.
Zeitweise fehlten dem deutschen Leitindex nur noch etwas mehr als 30 Punkte zu seiner historischen Bestmarke bei 11 013 Punkten vom vergangenen Freitag. Gegen Mittag behauptete der Dax ein Plus von 0,45 Prozent auf 10 944,94 Punkte. Bereits am Dienstag hatte ein mögliches Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone ("Grexit") seinen Schrecken weitgehend verloren und der Index seine Verluste bis zum Handelsschluss großteils aufgeholt.
MDAX UND TECDAX BEREITS AUF NEUEN HOCHS
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Unternehmen erreichte bei 19 496 Punkten bereits ein neues Hoch und gewann zuletzt noch 1,07 Prozent auf 19 461,98 Punkte. Für den TecDax (TecDAX) ging es um 0,92 Prozent auf 1535,75 Punkte nach oben, womit der Technologiewerte-Index wieder sein Niveau vom Sommer 2001 erreichte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) gewann 0,60 Prozent auf 3459,11 Punkte und zeigte sich damit so stark wie zuletzt Mitte 2008.
Die neue griechische Regierung bekräftigte, dass sie noch am heutigen Mittwoch eine Verlängerung des Hilfsprogramms beantragen wird. Der genaue Inhalt des Briefs an Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem nur wenige Tage vor Ablauf eines Ultimatums der europäischen Partner ist jedoch unbekannt. Damit blieb die entscheidende Frage offen, ob Griechenland die bisher vereinbarten Auflagen der internationalen Geldgeber akzeptiert.
AUCH BÖRSEN IN ÜBERSEE FREUNDLICH - BANKEN STARK
Auch den Börsen in Übersee gaben die Griechenland-Nachrichten Auftrieb: Der marktbreite US-Index S&P 500 (S&P 500) hatte am Vorabend erstmals kurzzeitig die Marke von 2100 Punkten geknackt. Zudem ging es für den Nikkei-225-Index (FX1:N225) auf den höchsten Stand seit Juni 2007. Dem japanischen Aktienmarkt half auch die bestätigte ultra-lockere Geldpolitik der japanischen Notenbank. Für frische Impulse könnten am Nachmittag noch Konjunkturdaten aus den USA sorgen.
Insbesondere die Bankentitel profitierten Händlern zufolge europaweit von der Hoffnung auf eine Lösung der griechischen Schuldenkrise: Für Commerzbank (XETRA:CBKG) und Deutsche Bank (XETRA:DBKGn) ging es um 2,28 beziehungsweise 2,04 Prozent nach oben, womit die Aktien vordere Plätze im Dax besetzten.
ZAHLEN HELFEN NORMA - SHW-KAPITALERHÖHUNG POSITIV AUFGENOMMEN
Im MDax trieb die Zahlenvorlage die Papiere der Norma Group (XETRA:NOEJ) um 1,47 Prozent nach oben. Der Autozulieferer berichtete für 2014 dank eines starken Wachstums in den USA und Übernahmen Rekordwerte für Umsatz und operativen Gewinn. Eine letztlich positiv aufgenommene Kapitalerhöhung bescherte dem Konkurrenten SHW (XETRA:SW1) Kursgewinne von 3,13 Prozent, und einen der vorderen Plätze im SDax (SDAX) der geringer kapitalisierten Unternehmen.
Dagegen ließen Probleme bei der Tochter Cropenergies (XETRA:CE2G) die Aktien von Südzucker (XETRA:SZUG) am MDax-Ende um 1,69 Prozent sinken. Der andauernde Preisverfall von Bioethanol dürfte Cropenergies eigenen Angaben zufolge 2015 noch tiefer in die roten Zahlen drücken als gedacht. Daher zieht das Unternehmen die Reißleine und schließt vorübergehend die Produktionsanlage der britischen Tochter Ensus.
Bei den Technologiewerten stachen Rib Software (XETRA:RSTAG) mit einem Kurssprung von 5,89 Prozent positiv heraus. Der Softwarehersteller beendete das vergangene Jahr mit einem Wachstumsschub, der den Umsatz um fast ein Viertel nach oben trieb.