FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich am Dienstag vor wichtigen geldpolitischen Entscheidungen letztlich doch noch aus der Deckung gewagt. Im Gleichschritt mit den freundlichen US-Börsen baute der Dax (DAX) seine Gewinne im Tagesverlauf aus. Mit einem Plus von 0,46 Prozent auf 13 183,53 Punkte ging er auf dem höchsten Stand des Tages aus dem Handel. Eine erneute Attacke auf die schwierige Hürde von 13 200 Punkten, an der er sich seit einem Monat die Zähne ausbeißt, konnte er aber nicht starten.
Gespannt wird am Mittwoch auf die als wahrscheinlich geltende Zinserhöhung der US-Notenbank Fed gewartet. Im Mittelpunkt des Interesses stehen dann auch Aussagen der Währungshüter zum kommenden Jahr. Sollten sie eine restriktivere Haltung einnehmen und mehr als zwei Zinsschritte in Aussicht stellen, wäre dies für den Marktexperten Jens Klatt von JFD Brokers eine mögliche "Initialzündung für eine Jahresendrally" - angetrieben von einem dann schwächer erwarteten Euro, der die Ausführen hiesiger Unternehmen vergünstigen kann.
Auch in der zweiten Börsenreihe und in Europa fuhren wichtige Indizes Gewinne ein. Dabei half den Märkten auch ein schwächerer Euro, der den Export erleichtert. Er litt unter dem starken US-Dollar, der kräftigen Rückenwind von veröffentlichten Preisdaten aus den USA erhielt. Vor diesem Hintergrund rückte der MDax (MDAX) als Heimat der mittelgroßen Werte um 0,65 Prozent auf 26 283,47 Zähler vor. Für den Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) ging es um 0,35 Prozent auf 2517,25 Punkte bergauf.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) schloss ein halbes Prozent höher bei rund 3600 Punkten. Auch in Paris und London zogen die Leitindizes im Tagesverlauf an. In New York stand der Leitindex Dow Jones Industrial (Dow Jones Industrial Average) zum Handelsschluss in Europa mit rund einem halben Prozent im Plus.
Im Dax waren am Dienstag vor allem die Titel des Versorgers RWE (4:RWEG) gefragt. In einem europaweit freundlichen Sektorumfeld kletterten sie an der Indexspitze um etwa 2,5 Prozent auf 20,785 Euro. Börsianer begründeten die Kursentwicklung vor allem mit charttechnischen Aspekten. Mit der Annäherung an die Marke von 21 Euro erreichten sie ihren höchsten Stand seit fast vier Wochen.
Nach guten Verkehrszahlen für November scheint ein neues Rekordhoch bei den Fraport-Aktien (4:FRAG) nur eine Frage der Zeit: Die Papiere des Flughafenbetreibers näherten sich am Dienstag zwischenzeitlich bis auf 4 Cent ihrem bisherigen Höchststand von 88,74 Euro. Am Ende kletterten sie noch um rund 1,5 Prozent auf 88,40 Euro. Commerzbank-Analyst Adrian Pehl wertete das Abschneiden am Frankfurter Heimflughafen im November als "exzellent".
Bei den Papieren des Möbelkonzerns Steinhoff (22:SNHJ) ging die rasante Berg- und Talfahrt nach einem bekannt gewordenen Bilanzskandal weiter. Sie knüpften mit einem Kurssprung um fast 28 Prozent an ihre deutliche Erholung vom Vortag an. Seit dem Rekordtief bei 0,35 Euro hat sich der Wert der Papiere mittlerweile wieder mehr als verdoppelt. In der Spitze hatten sie davor aber auch in kürzester Zeit fast 90 Prozent an Wert verloren.