FRANKFURT (dpa-AFX) - Angesichts weiter steigender Zinsen in den USA sind Aktien am Mittwoch als Anlageform in Ungnade gefallen. Der Dax büßte 1,02 Prozent auf 12 422,30 Punkte ein - während die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen den Anstieg oberhalb von 3 Prozent fortsetzte. Steigende Anleihezinsen können Aktien im Vergleich zu Bonds unattraktiver machen. Auch verteuern sich bei steigenden Zinsen die Investitionen von Unternehmen.
Zwar überträfen die Umsätze und Gewinne der Unternehmen noch immer die Erwartungen, sagte Jasper Lawler von der London Capital Group. "Das beeindruckt die Investoren aber nicht mehr". Denn bei einer Rendite von über 3 Prozent für US-Anleihen gerieten Aktien im Wettbewerb um die Gunst von Anlegern zunehmend ins Hintertreffen.
Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets sprach von einer "unheilvollen Entwicklung hoch bewerteter Aktien, die sich gegen steigende Zinsen am Rentenmarkt behaupten müssen". Die Politik des billigen Geldes der Notenbank komme zu einem Ende, der "Entzug der Märkte vom Tropf der Notenbanken" dürfte sich fortsetzen.
Der Index der 50 mittelgroßen Werte MDax (MDAX) büßte 1,81 Prozent auf 25 537,51 Punkte ein. Das Technologiewerte-Barometer TecDax (TecDAX) sackte mit 2,29 Prozent auf 2566,70 Zähler noch stärker ab.
Auch die Aktien der Eurozone mussten Federn lassen: Der EuroStoxx 50 verlor 0,71 Prozent. Der Dow Jones Industrial zeigte sich zum Börsenschluss in Deutschland mit leichten Verlusten.
Unangefochten an der Spitze des Dax lagen die zum Umtausch für die Fusion mit dem US-Unternehmen Praxair eingereichten Linde Papiere mit einem Aufschlag von 3,85 Prozent. Die alten Aktien der Linde AG (DE:LING) zogen sogar um 6,57 Prozent nach oben. Die Münchener wollen die Minderheitsaktionäre nach der Fusion herausdrängen und stellten dafür eine angemessene Barabfindung in Aussicht.
Ein Kursdesaster erlebten die Aktien von Osram (104:OSRn). Nach einer Umsatz- und Gewinnwarnung vom Vorabend brachen die Papiere um mehr als 17 Prozent auf den tiefsten Stand seit Ende 2016 ein. Gründe waren zuletzt schwächere Geschäfte und der starke Euro. Allerdings rieten etliche Analysten angesichts des erheblich niedrigen Kurses zum Kauf der Aktien.
Auch bei anderen Unternehmen vermochten Geschäftszahlen und Prognosen am Mittwoch die Anleger nicht zu überzeugen. So büßten Anteile des Wafer-Herstellers Siltronic trotz laut Analysten solider Quartalszahlen 5,38 Prozent ein. Papiere des Stahlhändlers Klöckner & Co verloren 5,35 Prozent. Hier konnten auch höhere Ziele für das Gesamtjahr den Kurs nicht stützen. Mit Thyssenkrupp (DE:TKAG) und Salzgitter (DE:SZGG) gerieten zwei weitere Stahlaktien unter Druck.