FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Stimmung der Anleger am deutschen Aktienmarkt hat sich am Dienstag deutlich aufgehellt. Für gute Laune sorgten unter anderem die Einigung auf ein Haushaltspaket in den USA und die Aussicht auf noch mehr Billiggeld zur Stützung der Wirtschaft.
Der deutsche Leitindex Dax (DAX) baute seine jüngsten Gewinne deutlich aus und zog um 1,18 Prozent auf 12 434,27 Punkte an. Das Börsenbarometer übersprang damit wieder die 21-Tage-Linie, die den kurzfristigen Trend beschreibt, und profitierte zudem von dem schwächelnden Euro . Eine nachgebende Gemeinschaftswährung kann den Export der Länder der Eurozone ankurbeln.
Der Index für mittelgroße Werte MDax (MDAX) stieg um 0,60 Prozent auf 26 011,93 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) zog etwas deutlicher an.
In den USA einigten sich die Regierung und führende Vertreter aus dem Kongress auf ein Haushaltspaket sowie auf eine Schuldenobergrenze - und wendeten damit größere Turbulenzen bis hin zu einem Regierungsstillstand ab. In den vergangenen Jahren hatte der Streit um den Staatshaushalt mehrfach die Regierungsgeschäfte in den USA zeitweise lahmgelegt.
Hierzulande mussten zwar einige Konzerne Gewinnwarnungen aussprechen, was die Kurse der betroffenen Unternehmen teils deutlich belastete. Mit Blick auf den Gesamtmarkt aber könnten die Prognosesenkungen darauf hindeuten, dass die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik noch weiter lockern wird, sagte Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank. Zudem hofften die Anleger weiter auf einen Fortgang der Verhandlungen im chinesisch-amerikanischen Handelsstreit.
In diesem positiven Umfeld griffen die Investoren vor allem bei den Branchen zu, die in der Regel stark von guten Nachrichten für die Konjunktur profitieren. Besonders deutlich fielen die Kursgewinne bei den Autobauern (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) aus: Die Anteilsscheine von BMW (4:BMWG) etwa zogen um gut 4 Prozent an. Hier half auch ein positiver Analystenkommentar der US-Bank Morgan Stanley (NYSE:MS). Mit dem Amtsantritt des neuen Chefs Oliver Zipse könnten die Papiere eine Neubewertung erfahren, schrieb Analyst Harald Hendrikse.
In den Hintergrund rückte damit die neuerliche Gewinnwarnung des Autozulieferers Continental (4:CONG). Die Anteilsscheine der Hannoveraner lagen nur kurz im Minus und schnellten zuletzt an der Dax-Spitze um knapp 4,6 Prozent in die Höhe.
Bei den Aktien von Staplerherstellern aber schlug eine Gewinnwarnung von Jungheinrich (4:JUNG_p) negativ durch. Das Unternehmen verwies auf eine geringere Investitionstätigkeit der Kunden wegen sich eintrübender gesamtwirtschaftlicher Rahmenbedingungen. Für den Analysten Omid Vaziri vom Investmenthaus Jefferies überrascht nicht die Warnung an sich, das Ausmaß aber schon. Sie impliziere, dass es im zweiten Halbjahr in Europa keine Erholung geben werde.
Die Anteilsscheine von Jungheinrich sackten als klares Schlusslicht im Nebenwerteindex SDax (SDAX) um mehr als 9 Prozent ab und die Aktien des Wettbewerbers Kion (4:KGX) verloren am MDax-Ende rund 4 Prozent.
Als Favorit im SDax zogen die Aktien von Eckert & Ziegler (4:EUZG) um rund 10 Prozent an. Glänzende Geschäfte hoben die Stimmung beim Berliner Medizin- und Strahlentechnik-Unternehmen. Angesichts vorläufiger Geschäftszahlen für die ersten sechs Monate rechnet Vorstandschef Andreas Eckert für das laufende Jahr jetzt mit mehr Gewinn.