FRANKFURT/PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Weltweite IT-Probleme haben am Freitag europaweit insbesondere die Aktien des Reise- und Freizeitsektors belastet. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Travel & Leisure weitete seine Vortagesverluste aus und fiel um fast 3 Prozent. Damit rutschte er zudem unter wichtige charttechnische Durchschnittslinien, die kurz-, mittel- und langfristige Trends beschreiben. Medienberichten zufolge wurde als Auslöser ein Fehler in einem Programm-Update der IT-Sicherheitsfirma Crowdstrike (NASDAQ:CRWD) vermutet. Deren Aktienkurs brach zum Wochenschluss ein.
Computerprobleme führen weltweit zu weitreichenden Störungen. In Deutschland mussten unter anderem die Flughäfen Berlin und Hamburg zu Ferienbeginn zeitweise den Betrieb einstellen. Auch in anderen Ländern wurde laut Medienberichten neben dem Luftverkehr auch der Betrieb von Banken und Krankenhäusern gestört. Betroffen von den Störungen sind demnach ferner Medien- und Telekommunikationsunternehmen.
Am deutschen Hauptstadtflughafen BER läuft der Flugbetrieb dereil allmählich wieder an. "Die Systeme des Flughafens sind wieder hochgefahren und wir kehren sukzessive zum Normalbetrieb zurück", teilte eine Sprecherin mit. "Es kommt weiterhin zu Wartezeiten." Einzelne Flüge seien von den Fluggesellschaften (NYSE:JETS) gestrichen worden.
Medienberichten zufolge wurde als Auslöser ein weltweiten Fehler in einem Programm-Update der IT-Sicherheitsfirma Crowdstrike vermutet. Diese sprach in einer Mitteilung an die Kunden von Problemen, wie die Technologie-Website "The Verge" schrieb. Der Fehler bei Crowdstrike wiederum habe Software von Microsoft (NASDAQ:MSFT) gestört, berichteten Medien. Der Software-Riese hatte zuvor Probleme mit seinem Cloud-Service 365 gemeldet.
Dieser größere IT-Ausfall sei beunruhigend, sagte Analystin Susannah Streeter von der Investmentgesellschaft Hargreaves Lansdown: "Eine Fehlfunktion dieses Ausmaßes ist besorgniserregend, wenn man bedenkt, wie viele Störungen sie ausgelöst hat."
Am deutschen Aktienmarkt trafen die Störungen unter anderem die Aktien des Flughafenbetreibers Fraport (ETR:FRAG) und der Fluggesellschaft Lufthansa (ETR:LHAG) . Sie verloren jeweils bis zu rund drei Prozent.
Die Papiere von Tui (ETR:TUI1n) büßten als Schlusslicht im MDax der mittelgroßen Werte zeitweise gar 5 Prozent ein. Der Reisekonzern will zudem mit dem Erlös neuer Wandelschuldverschreibungen alte Papiere zurückkaufen. Die Transaktion stellt den letzten Schritt zur Refinanzierung der von der staatlichen Förderbank KfW erhaltenen Kreditlinie dar. Darüber hinaus sollen mit dem Schritt die Zinskosten deutlich reduziert werden.
Mit Blick auf internationale Branchenwerte fielen in Paris die Anteilscheine von Air France-KLM (EPA:AIRF) . Die niederländische Fluggesellschaft KLM stellte wegen der weltweit aufgetretenen Computerprobleme den Großteil des Betriebs ein. In London gehörten die Aktien von International Consolidated Airlines , Easyjet (LON:EZJ) und Ryanair (IR:RYA) zu den klaren Verlierern.
Indes sackten die Papiere von Crowdstrike im vorbörslichen US-Handel um fast 15 Prozent ab. Nach Informationen der australischen Rundfunkanstalt ABC hat Crowdstrike bereits eine Lösung für die IT-Probleme bereitgestellt. ABC wiederum berief sich dabei auf ein größeres Cybersicherheitsunternehmen. Die Anteilscheine von Microsoft fielen vorbörslich um 2,5 Prozent.